WER oder WAS bestimmt den Preis eines Futures?

Wie entsteht eigentlich der Preis eines Futures?

Sitzt hier irgendeine Kommission in einem Büro irgendwo im 40. Stockwerk hoch über der Bucht von San Francisco zusammen? Oder werden die Preise von Erzeuger- und Händlerorganisationen in endlosen Konferenzen ausgehandelt?

Dieser Beitrag erklärt es dir. Und Alex fasst es in seinem Video auch noch einmal zusammen.

Viel Spaß dabei.

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Das Underlying eines Futures

Futures sind Derivate, die den Wert eines realen Objektes oder realer Güter widerspiegeln. Anders als zum Beispiel eine Aktie, die einen Besitzanteil an einem Unternehmen verbrieft, gehört dir bei einem Future zunächst einmal GAR NICHTS.

Aber der Future ist eng an einen zugrundliegenden Sachwert gebunden, seinem sog. Underlying. Dabei kann es sich um einen Agrar-Rohstoff wie Weizen oder Sojamehl handeln oder einem Energierohstoff wie Öl oder Erdgas. Es kann aber auch eine Währung oder ein Aktienindex wie z.B. der S&P500 oder der Dow Jones sein.

Der Chart zeigt die Preisdifferenz im Crude Oil (WTI) zwischen dem Cash(=Spot-)markt und dem CrudeOil Juli-Kontrakt (CLN21). Du erkennst, das in den letzten neun Monaten der Futures mal teurer, mal billiger als der Rohstoff selbst gehandelt wurde. Der Preisunterschied betrug hier zeitweise bis zu zwei Dollar pro Kontrakt. Zum Zeitpunkt der Chart-Erstellung (20.06.2021) sind beide Preise identisch.

WER oder WAS bestimmt den Preis eines Futures?

Differenz zwischen Cash- und Futuresmarkt bei CrudeOil

Um den Preis eines Futures verstehen zu können, müssen wir uns also vielmehr fragen:

⏩ Was bestimmt den Preis der zu Grunde liegenden Rohstoffe?

Dabei wollen wir die Indizes komplett ausklammern. Hier bestimmt nämlich die Kursentwicklung der in ihnen enthaltenen Aktien den Kurs des Index. Und dies ist ein komplexes und eigenständiges Thema.

Etwas “Volkswirtschaft” – die Preisbildung am idealen Markt

Fragen wir uns zunächst: Was bestimmt einen Preis überhaupt?

Laut Theorie bildet sich der Preis an einem idealen, freien Markt als Gleichgewichtspreis zwischen Angebot und Nachfrage.

Das Preis-Mengen-Diagramm zur schematischen Darstellung des Zusammenspiels von Angebot und Nachfrage

Das obige Preis-Mengen-Diagramm kennst du vielleicht noch aus der Schule (Wirtschaftskunde) oder dem Studium. Schauen wir zuerst die rote – die Nachfragelinie an:

  • Ist der Preis hoch, ist die Nachfrage geringer. Keiner kauft gerne zu teuer. Bei sinkenden Preisen steigt dann die Nachfrage an.

Und die grüne Angebotslinie:

  • Ist der Preis niedrig, wird der Händler versuchen, seine Ware erst mal zurückzuhalten, bis der Preis gestiegen ist. Bei höheren Preisen wird er gerne verkaufen.

Irgendwo sind sich Käufer und Verkäufer dann einig, es bildet sich ein Gleichgewichtspreis.

Das Schema zeigt aber noch etwas anderes:

Die beiden Linien lassen sich waagrecht nach links oder rechts verschieben. Eine Verschiebung nach links bedeutet eine Verringerung, also eine Angebotsverknappung und einen Rückgang der Nachfrage. Nach rechts würde es eine Vermehrung von Angebot oder nachfrage bedeuten. Wir verschieben nach links.

Eine Angebotsverknappung bei gleichbleibender Nachfrage treibt den Preis in die Höhe. Ebenso führt ein Überangebot zu sinkenden Preisen (z.B. aufgrund des Konkurrenzdrucks oder einer gewissen „Sättigung“ der Verbraucher).

Angebotsknappheit lässt die Preise steigen.

Ein Überangebot dämpft die Preise

Umgekehrt zwingt eine Verringerung der Nachfrage den Händler, mit dem Preis runter zu gehen, um neue Kaufanreize zu schaffen. Ist die Nachfrage jedoch hoch, wird der Händler versuchen, den größt möglichen Gewinn aus deiner Ware zu erzielen.

Geringe Nachfrage lässt den Preis sinken

Hohe Nachfrage ermöglicht höhere Preise

Nachdem wir uns diese theoretischen Grundatsachen in Erinnerung gerufen haben, können wir zum ersten Kernpunkt der Thematik übergehen.

Was beeinflusst nun die Preise der Rohstoffe?

Auf unsere Rohstoffe bezogen heißt das: die Preise eines Rohstoffs gehen nach oben, wenn der Rohstoff knapp zu werden droht und sinken, wenn ein Überangebot auftritt. Andererseits beeinflusst auch die Nachfrage den Preis. Schauen wir uns zuerst die Nachfrageseite an:

Wie volatil ist die Nachfrageseite?

Die Nachfrage nach Rohstoffen ist in der Realität relativ geringen Schwankungen nach unten ausgesetzt. Viele Rohstoffe sind einfach zu essentiell für das menschliche Leben. Irgendein kluger Mensch hat einmal gesagt: “Kein Mensch braucht eine APPLE-Aktie zum überleben, aber ohne Getreide schauen wir bald sehr arm aus.”

Nachfrageschwankungen sind z.T. auf Änderungen der Gewohnheiten oder auf Modeerscheinungen zurückzuführen, doch dürften die Auswirkungen hier auf kurze Sicht überschaubar und vor allem längerfristig vorhersehbar sein. Die Tatsache, dass die Zahl der Vegetarier und Veganer immer weiter zunimmt, hat noch nicht dazu geführt, dass die Viehwirtschaft ihr Ende nahen sieht. Und bis die Elektromobilität uns völlig vom Rohöl unabhängig macht dürften auch noch ein paar Jährchen ins Land ziehen.

Andererseits führt eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten vor allem in den aufstrebenden Schwellenländern zu einer verstärkten Nachfrage nach Fleisch und somit auch zu einem größeren Bedarf an Futtermitteln, also Agrarrohstoffen wie Soja und Mais. Ein Problem, dem sich die Menschheit in den nächsten Jahren stellen muss.

Wie schaut es aber mit anderen Rohstoffen aus, die z.T. tatsächlich Modeerscheinungen unterliegen? Ich denke dabei z.B. Gold und Edelmetalle oder an Rohstoffe, die durchaus ersetzbar wären wie Baumwolle durch Kunstfasern? Auch diese Stoffe werden von der Nachfrageseite kaum so stark und vor allem so schnell in Bedrängnis geraten, dass sie tatsächlich zu einem ernsten Preisproblem führen können.

Allerdings hat sich vor allem in den letzten Tagen und Wochen gezeigt, dass ein plötzliches Anziehen der Nachfrage durchaus zu einem deutlichen Preisanstieg führen kann. Bestes Beispiel: der Preis von Rohöl, der auf ein Niveau klettern konnte, das er seit über 10 Jahren nicht mehr gesehen hat.

Die Rohöl-Futures Brent (blau) und WTI (orange) in der Zeit der beginnenden Corona-Lockerungen

Es lässt sich feststellen, dass von Seiten der Nachfrage extreme Schwankungen, die auf globale äußere Einflüsse zurückzuführen sind, durchaus deutliche Auswirkungen auf den Preis zeigen können. Eine gezielte Beeinflussung des Preises von der Verbraucherseite erscheint eher unwahrscheinlich.

Stärkeres Augenmerk ist auf die Angebotsseite zu richten!

Schwankungen auf der Angebotsseite haben und hatten in der Vergangenheit durchaus stärkeren Einfluss auf die Kurse ausgeübt. Hierbei sollten wir aber zwei Arten der Angebotsschwankungen unterscheiden:

  • Schwankungen, die der Mensch nicht DIREKT zu verantworten hat (obwohl er sie natürlich durch sein Verhalten verursacht!)
  • Schwankungen, die in vollem Umfang und bewusst MENSCHENGEMACHT sind

Der erste Aspekt:

Unter Schwankungen, die nicht DIREKT auf menschliches Agieren zurückzuführen sind, möchte ich Wettereinflüsse, Naturkatastrophen oder auch Ernteausfälle durch Krankheiten und Schädlingen zusammenfassen. Hier ist in der Tat ein starker Einfluss auf die Rohstoffpreise vor allem im Agrarsektor festzustellen.

Die Futures von Corn und Soybeans, prozentuale Preisentwicklung 2021 (31.12.2020 = Null-Prozent-Linie).

Preise der Corn- und Soybeans-Futures, prozentuale Skalierung

Auffällig der Preisanstieg beider Rohstoffe zum Ende des Frühjahrs. Corn und Soja sind Rohstoffe, die bestimmte Ansprüche an Klima und Boden stellen und denen die teilweise extreme Trockenheit in einigen Hauptanbaugebieten zu schaffen macht.

Ich muss dabei hinzufügen, dass diese Probleme natürlich Menschengemacht sind, jedoch nicht mit dem unmittelbaren Ziel, die Preise auf den Rohstoffmärkten zu steuern.

Auch tierische Schädlinge verursachen immer wieder Ernteausfälle. Durch Züchtung neuer Hybridsorten und Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln versucht man diese Probleme in den Griff zu bekommen, teilweise allerdings auch wieder zum Nachteil der Umwelt.

Ein zweiter Aspekt, der die Preise von der Angebotsseite her beeinflusst, ist jedoch zu 100% von Menschen gemacht — und mit dem ausschließlichen Ziel, die Preise zu steuern.

Und das führt zu einer weiteren Frage:

Sind Rohstoffmärkte ideale und vor allem freie Märkte?

Die Frage, ob es DEN idealen Markt der Volkswirtschaftslehrbücher überhaupt gibt, soll hier nicht erörtert werden. Tatsache ist aber, dass die Rohstoffmärkte eine beliebte Spielwiese für politische Scharmützel darstellen.

Sei es ein Ölembargo, sei es, dass Russland wieder einmal irgendeinen Gashahn zudreht oder die USA mit dem Aussetzen der Getreidelieferungen drohen — staatliche Eingriffe in den “Freien Welthandel” sind eher die Regel als die Ausnahme.

Auch das bewusste Steuern eines Marktpreises durch staatliche Subventionen, Rationierungen oder Handelsausschlüssen wirkt sich hier aus. Ebenso wie jede Fiskalpolitik, vom Jonglieren mit Zinssätzen bis hin zu Stützungskäufen einer in Ungnade gefallenen Währung ist alles möglich.

Und wie die jüngsten Ereignisse zeigen, können auch einzelne Herrschaften mit 240 dahin getwitterten Zeichen ein Asset auf den Futuresmärkten in den Himmel (auf den Mars?) beamen oder in der Versenkung verschwinden lassen.

Was heißt das für uns als Futurestrader?

Natürlich müssen wir ständig am Ball bleiben. Ein permanenter Überblick über die wesentlichen Einflussfaktoren, seien es Klima, Wetter oder politische Ereignisse und Spannungen ist essentiell für jeden Futurestrader.

Dennoch können wir bei InsiderWeek nicht in Gefahr laufen, zu Überreagieren. Plötzliche, unvorhergesehene Ereignisse können uns natürlich auch treffen, doch mit einem robusten Risiko- und Moneymanagement werden uns die Tweets eines Promis nicht in den totalen Ruin reißen. Wir sind keine Daytrader oder Scalper und unsere Strategie baut auf andere Grundsätze auf.

Mittel- bis langfristige Preiseinflüsse, seien es zu erwartende Ernteeinbußen oder politische Einflussnahmen auf die Märkte spiegeln sich jedoch in den fundamentalen Daten wider, die Grundlage unserer Strategie sind, den COT-Daten. Die Commercials stehen “ganz vorne” in den Märkten. Und sie werden sie wohl am Besten wissen, welche Ernteaussichten oder Fördermengen zu erwarten sind. Und sie werden entsprechend reagieren und sich gegen ungünstige Erwartungen absichern.

Dass auch die Commercials manchmal daneben liegen, kommt natürlich vor, aber unsere Equitykurve der letzten Jahre zeigt deutlich auf, dass wir mit diesem Ansatz häufiger richtig als falsch gelegen sind.


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Bilder/Charts:

Chart: https://www.tradingview.com/ und https://barchart.com/

  • Spread WTI (Cash) — WTI July21

Grafiken eigene Erstellung (Kudos an LibreOffice Draw)

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