Was sind Seasonal Charts (Saisonale Charts)?
Saisonalität (engl. ‘Seasonality’) beschreibt wiederkehrende Preis- und Handelsmuster, die sich innerhalb einer bestimmten Zeitreihe regelmäßig wiederholen. Saisonale Muster an der Börse beziehen sich meistens auf das Börsenjahr.
Diese Saisonalitäten entstehen durch vorhersehbare, regelmäßig auftretende Ereignisse, die Angebot und Nachfrage eines Rohstoffs oder Produkts, und damit dessen Preis, beeinflussen.
Solche Ereignisse können sein:
- Natürlichen Zyklen in der Landwirtschaft (Erntezeiten, Aussaatperioden).
- Wetterbedingungen und klimatischen Veränderungen (Monsun, Dürreperioden).
- Saisonale Schwankungen in der industriellen Produktion (die “klassische Urlaubszeit”).
- Traditionelle Verbrauchsmuster zu bestimmten Jahreszeiten (Weihnachtsgeschäft).
Saisonale Charts stellen diese zyklischen Verläufe dar und bieten dir als Trader oder Investor wertvolle Einblicke in zu erwartende Preisbewegungen von Rohstoffen, Futures oder Aktien am Markt.
(Hinweis: Im folgenden Artikel werde ich die englischen Bezeichnungen und die deutsche Übersetzung parallel verwenden. In der Literatur finden sich häufig nur die englischen Begriffe.)
Beispiele für saisonale Charts am Rohstoffmarkt
Abb. 1 zeigt den saisonalen Kursverlauf des Weizenfutures (ZW). Die Nachfrage nach Weizen – ein essenzielles Grundnahrungsmittel – ist weitgehend konstant. Der Preis dieses Rohstoffs ist hauptsächlich vom Angebot abhängig.
Winterweizens, auf den sich dieser Future bezieht, beginnt im Mai und setzt sich bis in den Juli fort.
Während sich die Getreidespeicher füllen, sinken die Preise.
Ein zweites Beispiel: Saisonaler Chart von Natural Gas (Erdgas):
Hier bestimmt die Nachfrage den Preis. Erdgas wird zur Stromerzeugung eingesetzt. Spitzenlastzeiten sind die Sommermonate, wenn Klimaanlagen kühlen, und die Heizperioden im Winter.
Der Vergleich der drei Linien (5, 10 und 15-Jahresmittel) zeigt außerdem die Preisexplosion des Energierohstoffs in den letzten Jahren.
Wie entstehen Saisonale Charts?
Die Basis saisonaler Charts bildet die systematische Analyse historischer Preisdaten. Die Preisbewegungen des Rohstoffs oder Futures werden über einen längeren Zeitraum zusammengetragen und vergleichbar gemacht.
Ein Einstiegspunkt, z.B. der erste Handelstag des Jahres, wird mit 100% definiert. Alle folgenden Preisbewegungen innerhalb der Zeitreihe werden dann relativ dazu berechnet. Auf diese Weise lassen sich wiederkehrende Muster erkennen.
Das dabei betrachtete Zeitintervall ist abhängig von der Intention des Traders. Während Rohstoff- und Futureshändler meist Jahrescharts nutzen, interessieren sich Daytrader am Aktienmarkt eher für saisonale Wochencharts, um günstige Handelstage zu ermitteln. Ultra-Kurzzeittrader (“Scalper”) nutzen Tagescharts, um die volatilsten Zeiten des Tagesgeschäfts an der Börse zu erkennen.
Wie verwendest du saisonale Charts in der Praxis?
In welchen Märkten kannst du saisonale Charts nutzen?
Saisonale Trends treten in allen Finanzmärkten auf. Zyklische Preisschwankungen und Kursentwicklungen lassen sich am Rohstoffmarkt, bei Aktien und Wertpapieren (Fonds, Anleihen etc.) und an den Devisenmärkten erkennen.
Welche Vorteile bietet die Verwendung von Seasonal Charts?
Saisonale Charts ergänzen fundamentale und technische Analyse. Sie schaffen einen zusätzlichen Blickwinkel auf Preisbewegungen und helfen, mögliche Tradingchancen frühzeitig zu erkennen.
Sie sind ein wertvolles, strategisches Werkzeug für deine Handels-Vorbereitung. Du kannst
- mögliche Trends frühzeitig erkennen,
- dein Risikomanagement an saisonale Tendenzen anpassen und
- dein Timing beim Ein- und Ausstieg aus Positionen steuern.
Worauf solltest du in den einzelnen Märkten und Sektoren schauen?
Rohstoffmärkte:
Bei Agar-Rohstoffen beeinflussen zwei Haupt-Faktoren die saisonale Entwicklung:
Wachstumszyklen: Preisverfall bei guten Ernteaussichten. Dieser Kursrückgang setzt oft schon vor Beginn der Ernte ein, da Lagerkapazitäten der “alten Ernte” abgebaut werden.
2. Wetter und Klimaeinflüsse: Unwetterkatastrophen oder lang anhaltende Dürreperioden können Ernten auch komplett vernichten und die Preise in die Höhe treiben. Achte hier vor allem auf die jährliche Tornado- und Hurricane-Saison in den USA, Auswirkungen des Monsuns in Asien oder Dürreperioden aufgrund globaler klimatischer Phänomene wie El Niño und La Niña.
Energie-Rohstoffe zeigen immer wiederkehrende Preiszyklen aufgrund der klimatischen Bedingungen im Jahreslauf. Heizperioden im Winter und die Klimaanlage im Sommer lassen Rohöl-, Heizöl- und Erdgaspreise fluktuieren.
Metalle: Metalle werden aus der Erde gefördert. Das findet ganzjährig statt, das Angebot ist also kaum saisonal abhängig. Allerdings kann die Nachfrage, vor allem bei Edelmetallen mit den Jahreszeiten schwanken:
Aktienmärkte
Saisonale Kursschwankungen sind z. B. die “Jahresendrally”, dieser typische Anstieg der Aktienkurse in den letzten Monaten des Jahres aufgrund des Investorenverhaltens. Oder der “Januareffekt”, der auf günstige Jahresabschlüsse der Unternehmen und Dividendenerwartungen der Investoren fußt.
Devisenmärkte
Hier beeinflussen viele finanzpolitischen Entscheidungen der Zentralbanken die Kurse. Achte auf die Daten der regelmäßigen Zentralbankrats-Sitzungen, Zinssatz-Ankündigungen oder die Veröffentlichungstermine wichtiger Wirtschaftsprognosen (quartalsweise, halbjährlich).
Wie verwendest du saisonale Charts in der Praxis?
Sei dir bei alledem im Klaren, dass die Nutzung von saisonalen Charts nicht nur Vorteile hat, sondern auch Risiken birgt. Die saisonale Bedeutung wiederkehrender Kursverläufe sollte immer kritisch hinterfragt werden.
- Saisonalitäten sagen uns, was in der Vergangenheit war. Historische Tendenzen sind aber keine Garantie dafür, dass diese Entwicklung auch in der Zukunft gültig bleibt.
- Als Trader solltest du mithilfe saisonaler Charts nach Kursverläufen Ausschau halten, die sich deutlich vom aktuellen Trend abheben und dich immer nach dem Grund der Preisfluktuation fragen.
- Kombiniere saisonale Charts immer mit anderen Analyseinstrumenten. Sie stellen statistische Wahrscheinlichkeiten dar, die du immer in Kombination mit deinen anderen Analysemethoden und deiner individuellen Risikobewertung nutzen solltest.
- Sei dir bewusst: Daten aus der Vergangenheit können keine Zukunft vorhersagen. Nutze die Saisonalität, aber überschätze sie nicht. An den Märkten agieren Menschen, und deren Verhalten bestimmt die Preise der Güter. Und menschliches Verhalten ist nicht immer rational und selten völlig vorhersehbar.
Gibt es Tools zur Analyse von saisonalen Charts?
Im Internet existieren diverse Tools und Services, die saisonale Auswertung anbieten. Viele davon (z. B. Seasonax - https://www.seasonax.com) sind jedoch kostenpflichtig und bieten nur eine zeitlich begrenzte Testphase.
Auf Dauer gebührenfrei nutzen kannst du jedoch unsere eigenen Tools hier bei InsiderWeek mit einer großen Auswahl an ‘Seasonal Commodity Charts’ (hier: https://insider-week.com/de/seasonal-charts/):
Du findest auf der Seite nicht nur die Jahrescharts der wichtigsten Commodities, Rohstoff- und Finanz-Futures. Wir bieten auch detaillierte Informationen zu den saisonalen Trends der einzelnen Handelswochen, der Handelstage im Monat oder des besten Handelstags der Woche.
Abb. 6–8 zeigen Beispiele der Seasonal Charts bei InsiderWeek: saisonale Trends bei Soybeans (Sojabohnen); in Abb. 6 der Jahreschart, Abb.7 der durchschnittliche Gewinn oder Verlust in den einzelnen Handelswochen und Abb. 8 zeigt die saisonale Tendenz bezüglich der Handelsmonate und der ‘Seasonal Average Return’ der Handelstage im Dezember.
Bei Aktien überprüfst du die Saisonalität am sinnvollsten über einen Aktienindex (S&P 500, Dow Jones Industrial Average). Auch dafür findest du kostenlose Charts auf InsiderWeek (siehe Abb. 5).
Mitglieder unseres PRO TRADER Services finden im Mitgliederbereich der Gruppe weitere, detailliertere Seasonal Charts. Hol dir noch heute den Zugang!
Deine Pro Trader InsightsFazit
Saisonale Charts sind ein wichtiges Hilfsmittel für den Trader und Investor an den Finanzmärkten. Sie liefern Informationen über zyklisch wiederkehrende Preisbewegungen eines Finanzprodukts. Als Hilfsmittel in bei der Planung deiner Handelsaktivitäten können sie deinen Blick auf zu erwartende Trends richten. Sie ergänzen deine fundamentale und technische Analyse, du darfst dich jedoch nicht ausschließlich auf die saisonalen Charts verlassen. Sie zeigen, was gewesen ist – die Zukunft können aber auch sie nicht vorhersagen.
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