Inflation, Rezession und wie du als Trader damit umgehst

“Wir haben eine Rekord-Inflation” — “Alles wird teurer” — “Ist eine Rezession im Anmarsch?” — “Steuern wir auf eine neue Welt-Wirtschaftskrise zu?”

Wie oft konnten wir solche oder ähnliche Aussagen in der letzten Zeit hören?

Tatsächlich konnte die globale Wirtschaft in den letzten Monaten Inflationswerte erleben wie seit langem nicht mehr. Hinzu kamen weltpolitische Spannungen und eine gespaltene Meinung darüber, was die Notenbanken, die Fed oder EZB, jetzt unternehmen müssten, um die Weltwirtschaft zu sichern.

Man könnte annehmen, alle Diplom-Virologen wären plötzlich über Nacht Diplom-Volkswirte geworden.

Und ich bin mir sicher, dass es dir ebenso wie mir ergeht: man “ertrinkt” förmlich in einer Flut von Begriffen und Meinungen — sich selbst objektiv ein Bild zu machen erscheint schwieriger denn je.

Wir wollen versuchen, so objektiv wie möglich ein paar der relevantesten Begriffe in dem Zusammenhang zu erläutern und Hinweise zu geben, wie du als Trader mit Inflation, Stagflation, Hyperinflation und Rezession umgehst.

Beginnen wir mit dem Begriff, der am Anfang quasi als Ausgangspunkt steht, der Inflation.

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Was ist Inflation?

Inflation ist der Anstieg der Preise für Waren und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft über einen bestimmten Zeitraum hinweg.

Die Charts in Abb. 1 zeigen zwei Darstellungsformen dieser Preisentwicklung: oben siehst du die Entwicklung des Verbraucherpreisindex (Consumer Price Index CPI) für den Zeitraum 2000 bis heute. Darunter die Inflationsrate in Deutschland für den Zeitraum Februar 2022 bis Februar 2023.

Inflationsraten USA und BRD im Vergleich

Abb.1: oben CPI - Vergleich USA (rot)/BRD (blau) Januar 2000 (0.00%) bis April 2023unten: Inflation in Deutschland von Februar 2022 bis Februar 2023 —Quellen: Bureau of Labor Statistics, bls.gov — Statistisches Bundesamt, destatis.de

Diese Preissteigerung wird prozentual als Vergleichswert zum selben Zeitraum des Vorjahres angegeben. Eine Inflationsrate von 5,9% im März ‘22 heißt also, dass die Preise für ausgewählte Produkte und Dienstleistungen im März 2022 um 5,9% höher lagen als im März 2021.

Was ist die Ursache für diese Preissteigerung?

Ursachen der Inflation

Angebots-Knappheit

In einer freien Marktwirtschaft bildet sich der Preis eines Gutes oder einer Dienstleistung im Wechselspiel von Angebot und Nachfrage. Übersteigt nun die Nachfrage das Angebot, führt dies zu einer Verteuerung der knappen Güter.

Geldmenge

Eine zweite Ursache der Inflation ist das Anwachsen der Geldmenge. Sie wächst schneller als das Brutto-Inlandsprodukt BIP. Steht mehr Geld zur Verfügung, ist der Verbraucher bereit, auch höhere Preise zu akzeptieren.

Die Ursachen der aktuellen Inflation sind eine Kombination aus den beiden Faktoren: die Unterbrechungen der Lieferketten während der Covid-19-Pandemie und eine höhere Verbrauchernachfrage danach führt zu einer Angebotsverknappung. Ein Preisanstieg bei Rohöl und diversen Agrar-Rohstoffen (Weizen, Speiseöl) nach der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 verstärkte die bereits hohe Inflation.

Weitere Ursachen:

  • Niedrige Zinssätze
    Niedrigere Zinssätze führen zu mehr Ausgaben der Verbraucher, was dann zu einer höheren Nachfrage und höheren Kosten für Waren führt.
  • Wechselkurse
    Eine schwächer werdende Landeswährung bedeutet, dass mehr Landeswährung für den Kauf von Importen benötigt wird. Die höheren Erzeugerkosten werden an den Endverbraucher weitergegeben, was zur Inflation beitragen kann.
  • Staatsverschuldung
    Ein Anstieg der Staatsverschuldung kann bedeuten, dass die Gefahr eines Staatsbankrotts größer ist, was zu höheren Renditen auf Staatsanleihen führt, um potenzielle Anleger für das höhere Risiko zu entschädigen.
    Dies hat zur Folge, dass mehr Steuereinnahmen benötigt werden, um die höheren Zinszahlungen auf staatliche Schuldverpflichtungen aufwenden zu können. Die Unternehmen wiederum erhöhen die Preise für Waren und Dienstleistungen, um die geringeren Staatsausgaben auszugleichen, und dies kann zu Inflation führen.

2 Kategorien der Inflation

Die unterschiedlichen Ursachen einer Inflation lässt eine Einteilung in in zwei Kategorien zu:

Demand-Pull-Inflation (Nachfragesog-Inflation)

Diese Art der Inflation entsteht durch einen Anstieg der Gesamtnachfrage von Haushalten, Regierungen, ausländischen Käufern und Unternehmen.

Cost-Push-Inflation (Kostendruck-Inflation)

tritt auf, wenn die Produktionskosten steigen und die produzierenden Unternehmen darauf mit einer Anhebung der Verbraucherpreise reagieren.

Wer ist von der Inflation betroffen?

Die offensichtlichste Folge der Inflation aus Sicht der Verbraucher sind die höheren Kosten für Waren und Dienstleistungen. Dadurch sinkt der Wert des Geldes.

Am stärksten betroffen sind

  • Personen, die von einem festen Einkommen leben müssen, also Arbeitnehmer und Rentner,
  • Anleger, die langfristige Anleihen halten,
  • Inhaber von Hypotheken mit variablen Zinssätzen
  • Personen mit Kreditlinienguthaben.

Außerdem neigen die Aktienmärkte dazu, bei steigender Inflation nervös zu werden, wodurch Aktienanleger einem Risiko ausgesetzt sind.

Die Geschäftstätigkeit von Unternehmen wird erschwert. Langfristige Geschäftsabschlüsse können mit höheren Kosten verbunden sein, da die schwankende Inflation höhere Risikoprämien für die Absicherungskosten verursacht. Das kann das Vertrauen ausländischer Investoren schwächen.

Wie wird die Inflation gemessen?

Verbraucherpreisindex (Customer Price Index CPI)

Eine weit verbreitet Methode zur Messung der Inflation. Sie basiert auf einem “Korb” von Waren und Dienstleistungen, die oft als "Lebenshaltungskostenindex" bezeichnet werden. Übliche Lebenshaltungskostenindizes sind der Verbraucherpreisindex (CPI) und der Einzelhandelspreisindex (RPI).

Kerninflationsindex vs. Gesamtinflationsindex

Zwei gängige Begriffe, wenn es um Inflation geht. Der Kern-CPI bezieht sich auf die Nichtberücksichtigung der Lebensmittel- und Energiepreise im Verbraucherpreisindex, der Gesamt-CPI enthält sowohl Lebensmittel- als auch Energiepreise.

Erzeugerpreisindex (PPI)

Der Erzeugerpreisindex (PPI) konzentriert sich auf die Inflation in den frühen Stadien der Produktion, die wichtige Informationen für Hersteller und Industrie liefern kann.

BIP-Deflator

Der BIP-Deflator ist eine weitere Möglichkeit, die Inflation zu messen. Er berücksichtigt nur inländische Waren, während der CPI auch ausländische Waren einbezieht.

Ein zweiter Unterschied besteht darin, dass die Methode des BIP-Deflators alle Waren und Dienstleistungen umfasst, während der CPI die Preise der von den Verbrauchern gekauften Waren und Dienstleistungen misst, also nicht durch einen festen Warenkorb eingeschränkt ist.

Der Chart zeigt den historischen Vergleich zwischen CPI, PPI und BIP-Deflator. Der PPI schwankt am stärksten. Dies kann zum Teil dadurch erklärt werden, dass die Hersteller in schwierigen Zeiten nicht in der Lage sind, die Kosten an die Verbraucher weiterzugeben.

Vergleich zwischen CPI, PPI und GDP-Deflator

Abb.2: Vergleich zwischen CPI, PPI und GDP-Deflator — Quelle: Weltbank, worldbank.org

Kontraktive Geldpolitik — Wie kontrollieren Staat und Notenbanken die Inflation?

Die Regierungen und die Notenbanken haben viele Möglichkeiten, die Inflation zu kontrollieren. Die sog. kontraktive Geldpolitik eine Taktik ist, die von einer Zentralbank verfolgt wird, um eine überhitzte Wirtschaft zu bremsen und Inflationsdruck zu verhindern. Das kann positive, aber auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben.

Die wichtigsten Maßnahmen sind:

Verringerung der Geldmenge

Das Ziel hierbei ist, dass die Verbraucher insgesamt weniger Geld ausgeben können — das dämpft die Nachfrage und sollte zur Eindämmung der Inflation beitragen. Eine Möglichkeit ist, die Zinsen für Staatsanleihen zu erhöhen, was mehr Anleger zum Kauf von Anleihen veranlassen kann.

Anhebung der Zinssätze

Eine Anhebung des Leitzinses (also des Zinssatzes, den die Banken für das Ausleihen von Geld bei der US-Notenbank zahlen müssen) führt zur kurzfristigen Anhebung der Zinssätze der Banken. Privatpersonen und Unternehmen müssen mehr für das Ausleihen von Geld zahlen, was zu einer geringeren Kreditaufnahme führt. Dies bedingt wiederum eine Reduzierung nachgefragter Güter und Dienstleistung. “Die Leute sparen wieder mehr.”

Verbraucherpreisinflation USA und Fed-Leitzinssatz

Abb.3: Verbraucherpreisinflation USA und Fed-Leitzinssatz, Quellen: BLS, FRED

Anhebung der Mindestreserveanforderungen der Banken

Eine Anhebung der Geldmenge, die Geschäftsbanken bei der Fed hinterlegen müssen, beeinflusst die Menge des Geldes, das an Verbraucher verliehen wird.

Das heißt, wenn von den Banken verlangt wird, höhere Geldbeträge zu hinterlegen, dann haben die Banken natürlich weniger Geld zum Verleihen. Auch das dürfte die Verbraucherausgaben und damit die Inflation verringern.

Offenmarktgeschäfte

Will die Notenbank Geld in Umlauf bringen, kann sie Staatsanleihen oder andere Vermögenswerte kaufen. Die für diese Käufe verwendeten Dollars gehen im Wesentlichen an Privatpersonen und Unternehmen.

Um die im Umlauf befindliche Geldmenge zu verringern, geht sie den umgekehrten Weg: sie verkauft diese Vermögenswerte wieder an die Märkte, wodurch ein Teil des im System befindlichen Geldes abgeschöpft wird.

Die Politik der Fed im Jahr 2022

Die schwere Finanzkrise von 2008 führte zu einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik. Während die kontraktive Politik die Wirtschaft abkühlen soll, soll eine expansive Politik sie anheizen.

Sie führte zu rekordtiefen Zinssätzen und massiven Ankäufen von Vermögenswerten durch die Fed. Diese Politik stützte das Wachstum über ein Jahrzehnt lang. Selbst der wirtschaftliche Schock durch die Pandemie im Jahr 2020 war relativ kurzlebig.

Die Wirtschaft erholte sich davon recht schnell und kam wieder in Schwung.

Die Inflation 2021 setzte jedoch ungewohnt rasch ein und machte 2022 kontraktive Maßnahmen erforderlich, die sowohl den Verkauf von Vermögenswerten als auch eine Reihe geplanter Zinserhöhungen umfassten.

Anfang 2022 erreichte die Inflation ihren höchsten Stand seit 40 Jahren. Das veranlasste die Fed, bis zur Jahresmitte mehrere Zinserhöhungen vorzunehmen und weitere in der zweiten Jahreshälfte zu planen. Jetzt stellt sich aber die Frage, ob ein derart aggressiver Kontraktionsplan die Wirtschaft nicht in eine Rezession stürzen könnte.

Die USA hoffen nun auf eine “weiche Landung”, bereitet sich aber dennoch auf eine Rezession vor.

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Was ist Stagflation?

Ein Begriff, den man im Zusammenhang mit der Geld- und Finanzpolitik seltener hört ist “Stagflation”.

Dabei handelt es sich um eine Wort-Neubildung aus den Begriffen STAGnation und inFLATION.

Stagflation ist ein wirtschaftliches Phänomen, das durch Perioden mit erheblicher Inflation, wenig bis gar keinem Wachstum und hoher Arbeitslosigkeit gekennzeichnet ist.

Was ist das Besondere an der Stagflation?

Bis in die 1970er Jahre gingen die vorherrschenden Wirtschaftstheorien davon aus, dass die Inflation fast immer zunahm, wenn die Arbeitslosenquote niedrig war, und abnahm, wenn die Arbeitslosenquote hoch war.

Teufelskreis Stagflation

Abb.4: Teufelskreis Stagflation

Die bis dahin anerkannte Keynesianische Makroökonomische Theorie (nach John Maynard Keynes, 1883-1946) geht davon aus, dass ein Anstieg der Inflation und der Arbeitslosigkeit nicht gleichzeitig erfolgen kann. Ökonomen mussten seitdem ihre ökonomischen Theorien verfeinern.

Stagflation der 70er Jahre

Die Ölkrise der 1970er Jahre ist das häufigste Beispiel für eine weltweite Stagflation.

1973 verhängte OPEC ein Ölembargo gegen die Vereinigten Staaten und Israels europäische Verbündete. Grund war die westliche Unterstützung Israels während des Jom-Kippur-Krieges.

Die Ölpreise stiegen sofort um über 300 %, auch nach dem Ende des Embargos im März 1974 blieben sie hoch.

Um Arbeitskosten zu sparen, kam es zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen in der Fertigung außerhalb der USA. Das führte dazu zu einer längeren Phase der Stagflation, in der die erhöhten Ölpreise zu einem raschen Anstieg der Inflation, einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und einer Stagnation der Wirtschaft führten.

Der Abbau von Arbeitsplätzen in der Industrie und die Zunahme weniger gut bezahlter Dienstleistungsjobs führte dazu, dass die Reallöhne nicht mehr stiegen. Die Folge waren geringeres Verbrauchervertrauen und geringeren Ausgaben – was die Krise weiter verschärfte.

BIP und Inflation in den 70ern

Abb.5: BIP und Inflation in den 70ern — Quelle: motherjones.com

Was verursacht eine Stagflation?

Wir wissen es nicht!

Ökonomen sind sich nicht einig darüber, was Stagflation verursacht. Es wird weiterhin heftig diskutiert.

Aber die meisten sind sich darüber einig, DASS STAGFLATION EIN PROBLEM IST.

Historisch gesehen wird Nixons Beendigung des Goldstandards, was das Ende des Bretton-Woods-Systems auslöste, als einer der Gründe für die Stagflation der 1970er Jahre angesehen.

Der Goldstandard machte die USA anfällig für Runs auf Gold, da sich in den USA mehr Dollars in ausländischen Händen befanden als Goldreserven. 1971 schloss Nixon das Goldfenster, das den Austausch von Dollars gegen Gold ermöglichte.

1976 wurde der Wert des US-Dollars offiziell vom Gold entkoppelt. Beide Schritte werteten den Dollar ab, was sich auf die Inflation und das Wirtschaftswachstum auswirkte und zu einer Stagflation führte.

Und wie bekämpft man sie?

Auch darüber streiten sich die Makroökonomen. Eine Strategie wurde von der britischen Regierung unter Margret Thatcher zwischen 1979 und 1984 angewandt: man versuchte, die Inflation zu reduzieren, selbst wenn dies zu einem kurzfristigen Anstieg der Arbeitslosigkeit und einem Rückgang des Wirtschaftswachstums führt. In der Folge geriet die britische Wirtschaft in eine Rezession.

Eine andere Theorie sieht eine Erhöhung des Gesamtangebots durch Maßnahmen vor, die Unternehmen dabei unterstützen sollen, Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Dies könnte z.B. durch Deregulierung und Aussetzung von Zöllen zur Bekämpfung der kostentreibenden Inflation erreicht werden. Da es sich dabei aber um nationale Maßnahmen zur Bewältigung globaler Versorgungsengpässe handelt werden diese Strategien jedoch oft ausgeschlossen.

Viele Ökonomen glauben:

Das Beste, was man angesichts der Stagflation tun kann, ist NICHTS TUN !

Stagflation kann sich manchmal im Laufe der Zeit korrigieren, und Interventionen, um sie zu beenden, können zu Rezessionen mit dramatischen Rückgängen des BIP führen.

Was ist Rezession?

Das National Bureau of Economic Research (NBER), eine Forschungsorganisation, die ihre Ergebnisse an politische Entscheidungsträger weitergibt, definiert eine Rezession als

... ein signifikanter Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität in der gesamten Wirtschaft, der länger als ein paar Monate andauert und normalerweise im realen BIP, im realen Einkommen, in der Beschäftigung, in der Industrieproduktion und im Groß- und Einzelhandelsumsatz sichtbar wird.

Eine Rezession bedeutet also

  1. Rückgang der monatlichen BIP-Schätzungen
  2. Rückgang des Realeinkommens
  3. Rückläufige Beschäftigung
  4. Rückgang der Produktionstätigkeit
  5. Rückläufige Groß- und Einzelhandelsumsätze

über einen Zeitraum mehrerer Monate.

Die ersten Anzeichen einer Rezession können sich in der Zahl der Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe zeigen.

Hersteller erhalten ihre Aufträge Monate im Voraus, und wenn diese zurückgehen, werden auch die Arbeitsplätze in den Fabriken abgebaut. Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, schränken ihre Ausgaben ein, und das wirkt sich wieder auf andere Wirtschaftszweige aus.

Sinkt die Verbrauchernachfrage sinkt, stellen die Unternehmen keine neuen Mitarbeiter mehr ein. Die Arbeitslosigkeit steigt, und die Verbraucherausgaben sinken noch weiter. An diesem Punkt beginnen einige Unternehmen, Konkurs anzumelden, während einige Haushalte mit ihren Hypothekenzahlungen in Verzug geraten.

Rezessionen in der Vergangenheit

2001 Dot-Com-Blase

In der Zeit von März 2001 bis November 2001 schrumpfte die Wirtschaft um 1,1 % im ersten Quartal 2001 und um 1,7 % im dritten Quartal 2001. Diese Rezession wurde durch einen Boom und eine anschließende Pleite der “Dot-Com-Unternehmen” verursacht. Ein Teil dieses Booms wurde durch die Besorgnis der Unternehmen über die Umstellung von "19XX"-Daten auf "20XX"-Daten in ihrer Computersoftware ausgelöst. Diese Rezession wurde durch den Anschlag vom 11. September 2001 noch verschärft.

2008 Große Rezession

Im Dezember 2007 löste die “Subprime-Hypothekenkrise” und der weit verbreitete Einsatz von Derivaten eine Bankenkrise aus, die dann auf die Weltwirtschaft übergriff und bis Juni 2009 andauerte.

Das BIP schrumpfte 2008, wobei es in Q4 um 8,4% sank. Im Oktober 2009 erreichte die Arbeitslosenquote 10 %. Im 3. Quartal 2009 wurde das BIP positiv und das NBER erklärte die Rezession für beendet.

2020 Pandemie-Rezession

Die Covid-19-Pandemie löste die schlimmste Rezession seit der Großen Depression 1929 aus, und die US-Wirtschaft schrumpfte im Jahr 2020 in Rekordhöhe.

Im April 2020 gingen 20,8 Millionen Arbeitsplätze verloren, und die Arbeitslosenquote erreichte 14,7 %. Die Arbeitslosenquote blieb bis August 2020 im zweistelligen Bereich.

Der Aktienmarkt erlebte kurz vor Ausbruch der Pandemie das, was heute als Börsencrash 2020 bekannt ist. Um diese Rezession zu bekämpfen, senkte die US-Notenbank den Leitzins auf 0 % und der Kongress stellte Hilfen in Höhe von 3,8 Billionen Dollar bereit.

Als Reaktion auf diese Maßnahmen wuchs die Wirtschaft im dritten Quartal 2020 um 33,1 %. Offiziell war die Rezession eine der kürzesten in der Geschichte.

Wie sicherst du dich ab?

Inflation bedeutet, dass die Kaufkraft aller Vermögenswerte an Boden verliert. Es ist wichtig zu erkennen, dass kein Vermögen von diesem Wertverlust verschont bleibt. Deine große Herausforderung besteht darin, einen Weg zu finden, um den effektiven Wert deines Portfolios zu schützen.

Es gibt bevorzugte Vermögenswerte, auf die du in inflationären Zeiten zurückgreifen kannst, um dieses Ziel zu erreichen, aber es gibt keine Garantien. Außerdem solltest du berücksichtigen, dass einige dieser Vermögenswerte aufgrund der gestiegenen Nachfrage bereits im Preis gestiegen sein können. Damit sind sie als Inflationsschutz möglicherweise weniger wirksam.

Welche Anlageobjekte werden in Zeiten höherer Inflation häufig als empfehlenswert eingestuft?

Gold

Gold ist vermutlich das erste, woran die meisten denken, wenn es um Inflation geht. In Wirklichkeit ist Gold seinem Ruf in dieser Hinsicht aber nicht immer gerecht geworden,

Eine Analyse zeigt, dass Gold bei drei historischen Perioden hoher Inflation nur in einer deutlich überdurchschnittlich abschnitt, in den beiden anderen jedoch stark unterdurchschnittlich abschnitt und negative Renditen erzielte.

Gesamtrenditen unterschiedlicher Assets

Abb.6: Gesamtrenditen unterschiedlicher Assets in drei ausgewählten Inflationszeiten;Datengrundlagen: Marktindizes für Gold (LBMA Gold Price PM USD); Commodities: S&P GSCI TR USD; REITs: FTSE Nareit All Equity REITs TR USD. Inflation, dargestellt durch den Verbraucherpreisindex (CPI), nicht saisonbereinigt

Darüber hinaus zahlt Gold keine Zinsen oder Dividenden, so dass sich die Anleger ausschließlich darauf verlassen, dass der Wert des Goldes mindestens genauso stark steigt wie die Inflation.

Immobilien

Die Anlageklasse im obigen Diagrammen, die in allen drei Zeiträumen die Inflationsrate übertraf, waren Immobilien, berechnet aus aktienbasierten REITs (Real Estate Investment Trusts).

Immobilien haben gegenüber Gold den Vorteil, dass ihr Wert steigen kann und dass ihre Gewinnausschüttung auch in Inflationsperioden zunehmen kann.

Rohstoffe

Die dritte Anlageklasse in der obigen Grafik sind Rohstoffe. Sie konnten in zwei der drei Zeiträume eine Outperformance erzielen. Außerdem waren sie in allen drei Zeiträumen positiv.

Edelmetalle und Energie-Rohstoffe in der Rezession

Abb.7: S&P GSCI Edelmetalle (rot) und Energie-Rohstoffe (blau) mit Rezessionen der letzten 20 Jahre

Zu den Rohstoffen gehören Vermögenswerte wie Edelmetalle, Öl und Gas, Getreide und Nahrungsmittel, Baumaterialien und Holz. Es gibt zwar auch Aktien, die im gleichen Maße wie diese Rohstoffe an Wert gewinnen, aber für Anleger ist ein Rohstofffonds oder ein Future eine direkte Möglichkeit, vom Anstieg der Rohstoffpreise zu profitieren.

TIPS — Treasury Inflation-Protected Securities

TIPS sind langfristige, staatlich besicherte Anleihen. Sie haben eine Laufzeit von 5, 10 und 30 Jahren und Zinssätze, die halbjährlich an die Inflationsraten angepasst werden. Ihr Nennwert steigt mit der Inflation entsprechend dem Verbraucherpreisindex.

Die Kuponzahlung wird jährlich in Übereinstimmung mit dem Verbraucherpreisindex festgesetzt und für ein Jahr beibehalten. TIPs sind so ziemlich das einzige Instrument, bei dem der Kupon an den CPI gekoppelt ist.

Aktien

Im Allgemeinen steigen Aktien mit der Inflation, aber die Beziehung zwischen Aktien und Inflation ist recht komplex. Unternehmen, die sich stark auf natürliche Ressourcen konzentrieren, dürften eher mit der Inflation korrelieren.

Aktien scheinen am besten abzuschneiden, wenn die Inflationsrate zwischen 1-4 % liegt. Bei einer Inflationsrate von weniger als 1 % sind die Aktienrenditen tendenziell negativ, und bei mehr als 4 % bleiben die Aktienrenditen positiv, können aber auch über der Inflationsrate liegen.

Und was ist mit Cryptos?

Ob Bitcoin und Co. eine Inflationsabsicherung darstellen wird intensiv diskutiert. Tatsache ist, dass es keine ausreichenden Daten gibt, um diese Frage zu beantworten.

Bitcoin gibt es erst seit 2009. Obwohl die Inflation sich in Grenzen hielt, zeigte der Kurs des Coins in diesem Zeitraum eine hohe Volatilität. Seit kurzem erleben wir einen signifikanten Anstieg der Inflation, aber Bitcoin bewegt sich nicht unbedingt konform nach oben sondern eher in Gegenrichtung.

Vergleich Inflationsrate und Bitcoin-Kurs

Abb.8: Verbraucherpreis-Index CPI im Vergleich mit dem Index Bitcoin/USD, Nov.2009 bis heute

Der Chart in Abb.8 stellt die Entwicklung des US-Verbraucherpreis-Index der Kursentwicklung des Bitcoin im Zeitraum November 2009 bis heute gegenüber. Beachte dabei die unterschiedlichen Werteachsen (USD vs. %)! Es dürfen die beiden Linien also nicht wertemäßig in Beziehung gesetzt werden. Deutlich wird jedoch die Volatilität des Crypto-Kurses im Vergleich zum über weite Strecken linearen Steigen der Inflationsrate.

Wir hoffen, wir konnten dir dieses doch recht komplexe Thema etwas näher bringen. Im Video fasst Sascha es noch einmal für dich zusammen.

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Quellen:

U.S. Bureau of Labor Statistics www.bls.gov

National Bureau of Economic Research www.nber.org

FRED, Federal Reserve Economic Data fred.stlouisfed.org

Statistisches Bundesamt www.destatis.de

The World Bank www.worldbank.org

Charts: tradingview.com, eigene Erstellung

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