Leben vom Trading - Realität oder Traum?
In diesem Video unserer Reihe "Trader Talk" spreche ich mit Marcus heute über eine Frage, die uns immer und immer wieder gestellt wird:
"Ist es tatsächlich möglich, vom Trading zu leben? Und wenn Ja, WIE? Oder ist das nur ein frommer Wusch, ein Traum?"
Und im dem Zusammenhang hören wir fast genauso oft die Frage:
"Wenn ihr doch so erfolgreiche Trader seid, die von ihren Profiten leben können, warum bietet ihr dann diese ganzen Dienste wie z.B. Coachings oder Tradergruppen etc. an?"
Die Antwort auf diese und weitere Fragen, die damit in unmittelbarem Zusammenhang stehen, erhältst du in diesem Video. Setz dich zu uns, in einem gemütlichen Café in Larnaca, und verfolge unser Gespräch!
Das wichtigste vorweg:
- Vom Trading leben ist möglich, aber herausfordernd. Vor allem Anfänger werden sich von manchen Illusionen verabschieden müssen.
- Finanzielle Planung und Kapitalaufbau sind entscheidend. Wenn du jeden erzielten Dollar für deine Lebenshaltungskosten aufwendest, kommst du nicht vom Fleck.
- Emotionale und soziale Aspekte beeinflussen deinen Trading-Erfolg. Trading kann manchmal eine wilde Achterbahnfahrt sein und macht einsam, wenn du nichts dagegen unternimmst.
- Soziale Aktivitäten wie beispielsweise Coachings erhöhen die Lebensqualität. Der finanzielle Erfolg ist nicht alles. Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht Beziehungen, Bestätigung und Anerkennung.
Wir wollen die Frage, ob es möglich ist, ein erfülltes und befriedigendes Leben durch das Trading zu erreichen, umfassend beantworten. Dazu ist es nötig, mehrere Aspekte zu beleuchten.
Beginnen wir mit der monetären Seite.
Die finanzielle Grundlage: Kapitalbedarf für das Trader-Leben
Marcus spricht zu Beginn des Videos an, dass vor allem Neueinsteiger im Trading davon träumen, "vom Fleck weg" von ihren Ergebnissen leben zu können. Dies ist eine Illusion - und eine gefährliche dazu. Ich sage immer:
OVIELE KOMMEN ZUM TRADING WEGEN DER GEWINNE — UND GEHEN WEGEN DER VERLUSTE!
Man muss sich von Anfang an bewusst sein, dass es nicht nur bergauf gehen kann. Es kommen Rückschläge, Drawdowns. Es gibt gute Jahre und es gibt schlechte Jahre. Wichtig ist, dass du dir einen Kapitalstock aufbaust, um die schlechten Phasen zu überstehen.
“Für mich persönlich gibt es gute und schlechte Jahre im Trading. Das Leben vom Traden ist immer mit dem Punkt verbunden, dass ich für mich den Druck rausnehmen muss.”
Wieviel Kapital brauchst du, um davon zu leben?
Rechnen wir doch einfach zurück, wie viel wir brauchen, um vom Trading zu leben. Dabei gehen wir von unseren Lebenshaltungskosten aus. Ein konkretes Beispiel:
Bei einer angenommenen Rendite von 25% und monatlichen Lebenshaltungskosten von 2000 € wäre ein Tradingkapital von 100.000 € ausreichend. Diese Rechnung setzt allerdings voraus, dass alle Trading-Gewinne ausschließlich zur Deckung der Lebenshaltungskosten verwendet werden.
Der Knackpunkt dabei ist aber: Wenn man nichts zurücklegt und nur von den Trading-Gewinnen lebt, kommt man nicht voran und kann kein Vermögen aufbauen.
Außerdem gehen wir bei der Rechnung davon aus, dass alle Gewinne real auf unser Konto fließen, also auch keine Steuern gezahlt werden müssen und der Staat nicht an unserer Arbeit mit verdient.
Bei dieser Rechnung entsteht ein enormer mentaler Druck, weil man quasi am Limit lebt.
Alles, was man verdient, gibt man wieder aus. Aber konstant stabile Gewinne im Trading sind nicht immer gegeben. Über die Jahre kann man vielleicht eine Stabilität erreichen, aber gerade am Anfang ist das nicht der Fall.
Dieser Druck, jeden Monat 2.000 € verdienen zu müssen, um davon leben zu können, führt zu Stress und Existenzangst. Die Frustration und Panik, wenn es nicht nach Plan läuft, resultiert in unüberlegten Aktionen. Man macht Fehler und gerät noch tiefer in den Abwärtsstrudel.
Vor allem bei Tradern mit kleinem Kapital wird jeder Verlusttrade emotional überbewertet und als Gefahr wahrgenommen, den Lebensstandard zu verlieren. Durch diesen emotionalen Druck trifft man falsche Entscheidungen. Der Stresslevel ist so hoch, dass man das auf Dauer nicht durchhalten kann.
Es gibt gute und schlechte Jahre im Trading
In dieser Rechnung haben wir die Inflationsrate aber noch gar nicht berücksichtigt. Wir rechnen mit einer Rendite von 25%, aber die Lebenshaltungskosten steigen mit der Zeit. Deswegen brauchen wir eine Rendite, die nicht nur ausreicht, um davon zu leben, sondern auch, um unser Grundkapital weiter ausbauen zu können.
Es gibt immer gute und schlechte Jahre im Trading. Das Leben vom Trading ist mit dem Punkt verbunden, dass man den mentalen Druck rausnehmen muss. Das bedeutet:
Habe ich dieses Jahr ausreichend viel Rendite gemacht habe und genügend Geld verdient, dann ist dieses Kapital für das kommende Jahr schon gesichert. Ich muss mein Kapital immer sicher haben, damit ich ins nächste Jahr reingehen und traden kann, ohne den emotionalen Druck zu spüren.
Ich muss ein finanzielles Polster aufbauen, um meine Lebenshaltungskosten für mindestens ein Jahr sichern zu können.
Es durchaus möglich ist, nur vom Traden zu leben. Man muss es aber mit einem anderen Kontogröße angehen.
Angenommen, wir multiplizieren das Ganze mal 10 und sagen, das Konto ist nicht 100.000 Dollar, sondern 1 Million Dollar groß. Dann haben wir 250.000 Dollar pro Jahr Rendite.
Unsere Lebenshaltungskosten erhöhen wir, weil wir einen höheren Lebensstandard haben wollen, sagen wir auf 100.000 Euro pro Jahr. So können wir 150.000 Euro oder Dollar für den Kapitalaufbau zurücklegen. Damit decken wir auch die Inflationsrate ab, das Vermögen wächst, und unser Einkommen steigt, weil wir nicht alle Trading-Gewinne für die Lebenshaltungskosten ausgeben.
Durch den Zinseszinseffekt erhöht sich der monatliche Verdienst vom Traden.
Meiner Meinung nach: wenn wir das Drei- bis Vierfache von dem ertraden, was wir zum Leben brauchen, kann man darüber nachdenken, nur vom Traden zu leben.
Strategie und Planung für das “Leben vom Trading”
“Diese Aussage, vom Traden leben zu wollen, höre ich meistens von denen, die gerade mit dem Traden beginnen. Aber man muss sich bewusst machen, dass man erst einmal einige Jahre ins Traden und in Weiterbildung investieren muss. Eine robuste Strategie und vor allem die Kontrolle über die Emotionen sind essentiell, bevor man überhaupt so weit ist.”
Marcus bringt hier auf den Punkt, was außer einem finanziellen Polster noch wichtig ist, um im Trading zu überleben und schließlich davon leben zu können.
“Diese Aussage, vom Traden leben zu wollen, höre ich meistens von denen, die gerade erst mit dem Trading beginnen."
Der springende Punkt ist die Planung:
Manche wollen vom Start weg schon in den ersten Jahren vom Traden leben. Realistisch betrachtet schafft man das aber nicht in ein bis zwei Jahren. Ein Zeitansatz von 5 bis 7 Jahren ist hier realistischer, sofern alles richtig gemacht wird! Und hier sind wir an einem entscheidenden Punkt angelangt:
Um schnell aufzusteigen, sollte man alle Gewinne reinvestieren. Was du in dieser Anfangsphase an der Börse verdienst kann und darf nicht im Laden wieder ausgegeben werden.
Reinvestiere jeden Cent deiner Gewinne
Die Lebenshaltungskosten müssen aus anderen Einkommen bestritten werden, egal ob das ein Job oder Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung sind. Wichtig ist, dass man die Tradinggewinne reinvestiert. Nur dadurch schafft man einen konstanten und schnellen Kontoaufbau durch den Zinseszinseffekt.
Die schlechteste Idee ist die Illusion, am Anfang der Trading-Karriere, wenn man noch nicht stabil ist, vom Trading leben zu wollen.
Es braucht diese Stabilität durch anderweitige Einkünfte, um die Phase, in der man noch nicht konstant profitabel ist, zu überbrücken. Ein Fünfjahresplan, bei dem man zunächst sein Einkommen sichert und nebenbei Vermögen aufbaut, ist ein guter Plan.
Irgendwann kannst du dann den Sprung wagen, dich voll und ganz auf das Trading zu konzentrieren und kannst sagen:
“JETZT kann ich vom Trading leben!”
Auch ich bin als nebenberuflicher Trader gestartet. Meinen Job “an den Nagel gehängt” habe ich erst, nachdem meine Profite konstant und berechenbar waren.
Doch es lag noch ein langer Weg vor mir. Es hat schließlich 8 Jahre gedauert, bis ich dort angekommen bin, wo ich heute stehe:
“Nur indem ich meine Lebenshaltungskosten durch andere Einnahmen wie Serviceangebote, ProTrader-Abonnements oder Coachings decken konnte, war es mir möglich, meine Trading-Gewinne vollständig zu reinvestieren.
Und ein weiterer wichtiger Aspekt: Da ich in einem Land lebe, wo die Kapitalsteuer sehr gering ist, konnte ich durch den Zinseszinseffekt mein Vermögen schneller wachsen lassen.
Die monetären Voraussetzungen müssen erfüllt sein. Aber ebenso wichtig ist die Frage, ob uns das Trading allein glücklich machen kann. Wenn die Antwort nein ist, sollte man eine zusätzliche Tätigkeit haben. Und hier lässt das Swing-Trading uns noch viel Zeit für andere Aktivitäten.”
Ein weiterer Aspekt, den Neulinge oft übersehen:
Viele, die neu einsteigen und den Wunsch äußern, davon zu leben, unterschätzen auch, was Trading wirklich bedeutet und was dafür erforderlich ist: Trading bedeutet Jahre, die der Weiterbildung und der Strategie-Entwicklung gewidmet werden müssen. Du kannst ein Spiel nur gewinnen, wenn du seine Regeln beherrscht!
Und es bedeutet auch Arbeit mit deiner eigenen Psyche und deiner mentalen Einstellung: Es ist wichtig, deine Emotionen unter Kontrolle zu haben, bevor du überhaupt daran denken kannst, vom Traden zu leben.
Und du brauchst diese Leidenschaft für das Trading. Diese Leidenschaft hilft dir, durchzuhalten, aber sie erfordert auch, dich mit der Materie UND mit DIR SELBST auseinander zu setzen. Betrachte das Trading als einen Beruf, aber einen Beruf, der dich erfüllt.
Marcus dazu:
“Ohne Leidenschaft fürs Trading selbst kann man nicht durchhalten. Und ohne diese Leidenschaft wirst du auch nie an den Punkt kommen, dass du so sagen kannst “ich kann kann von meinem Traden leben.” ... Und ich glaube, dass da viele eine falsche Vorstellung haben: Traden bedeutet auch ARBEIT!”
Psychologische und soziale Aspekte des Lebens als Trader
Ein weiterer und ganz wichtiger Aspekt des Lebens als Trader: es gibt da noch ein Leben außerhalb des Tradings! Das solltest du nie vergessen.
Die größte Gefahr ist, dass ein Trader nur noch an seinem Tradingdesk sitzt. Er hockt am Computer, umgeben von mehreren Bildschirmen und verliert den Kontakt zur Außenwelt. Gegen diese Gefahr musst du aktiv ankämpfen.
Als ich soweit war und vom Trading leben konnte, habe ich meinen Wohnsitz nach Thailand verlegt. Als Swingtrader hatte ich viel Freizeit, auch wenn ich mich mit Backtests und Weiterbildung beschäftigen musste. Aber nur am Strand liegen und Pina Coladas trinken, macht auf Dauer nicht glücklich.
Ich bin sportlich aktiv und habe viele Freizeitaktivitäten. Es ist wichtig zu verstehen, dass Trading vieles nicht bietet: Kontakt und Zusammenarbeit mit Menschen und die damit verbundene Anerkennung. Man kann Anerkennung durch die große Community erhalten, die existiert. Aber das erfordert Arbeit, man muss aktiv werden, auf die Menschen zugehen und auch seine Erfolge zu kommunizieren.
"Durch das Anbieten von Dienstleistungen und die aktive Teilnahme an der Community habe ich mehr erreicht, als wenn ich nur vom Traden gelebt hätte. "
Marcus drückt es in unserem Gespräch so aus:
“Wir Menschen haben 98,6% der Gene von Schimpansen; wir sind ‘Herdentiere’ und suchen Anerkennung. ... ”
Ich habe mich entschieden, mein Wissen im Trading zu monetarisieren und anderen Tradern zu helfen, zum Erfolg zu kommen. Das hat nicht nur zu neuen Bekanntschaften geführt, sondern auch dazu, dass ich mein Kapital schneller aufbauen konnte.
Durch das Anbieten von Dienstleistungen und die aktive Teilnahme an der Community habe ich mehr erreicht, als wenn ich nur vom Traden gelebt hätte. Und es hat mir persönlich und menschlich viel gegeben. Ich treffe immer wieder ehemalige Coaching-Teilnehmer hier auf Zypern. Wir sitzen dann bei einem Kaffee zusammen, unterhalten uns und sprechen über alles Mögliche. Das alles macht das Leben interessant und wertvoll.
Ich habe nicht nur tolle Bekanntschaften gemacht, sondern auch Anerkennung erhalten, z.B. durch Einladungen zu Messen oder durch Artikel im ‘Traders Magazin’. Das Leben wird dadurch reicher und interessanter. Es ist wichtig zu erkennen, dass wir neben dem Kapitalaufbau eine Beschäftigung benötigen, die uns erfüllt und Anerkennung bringt. Ohne diese zwei Aspekte haben viele eine falsche Vorstellung vom Leben als Trader.
Unser Fazit: Kann man wirklich vom Trading leben?
Antwort: Ja, wenn sich einiger Tatsachen von vorn herein bewusst ist!
Es ist eine Illusion und der völlig falsche Ansatz, mit dem Traden zu beginnen, in der Hoffnung, sofort davon leben zu wollen!
Es dauert - und es kann Jahre dauern! In der Anfangsphase sind die Gewinne nicht stabil und das Konto bietet kein ausreichendes Polster, um längere “Durststrecken” und Drawdowns zu überstehen. Hier ist Stabilität durch ein anderweitiges, konstantes Einkommen überlebenswichtig.
Aber wenn man konsequent seinen Weg verfolgt, die Herausforderung annimmt und Trading als echte Arbeit anerkennt, dann kann man irgendwann den Sprung wagen: sich voll und ganz nur noch auf das Trading zu konzentrieren — und davon zu leben.
Und dann hat man diese finanzielle Freiheit erreicht, die Freiheit, sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Schau dir unser ganzes leidenschaftliches Gespräch hier an:
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