Was nicht sein kann darf auch nicht sein!

Selektive Wahrnehmung

„Confimation Bias“

Wer von uns kennt und mag sie nicht, die kleine Göre mit den roten Zöpfen aus der Villa Kunterbunt. Pippi Langstrumpf macht sich tatsächlich die Welt, wie sie ihr gefällt. Aber tun wir das nicht alle von Zeit zu Zeit, immer wieder, mancher mehr, mancher weniger? Manchmal bewusst, sehr oft aber unbewusst?

Was nicht sein darf, kann auch nicht sein…

Wir Menschen sind darauf konditioniert, Ideen zu sehen und zu akzeptieren, die sich in unser Weltbild einfügen, zu unseren Vorurteilen und Erwartungen passen und unsere Erfahrungen bestätigen. Informationen, die damit in Konflikt geraten, werden ignoriert oder verworfen.

Als soziale Wesen sind wir ein Produkt unserer Umwelt. Grundlegende Weltanschauungen, Überzeugungen, Vorurteile werden bereits in frühesten Jahren durch die Erziehung eingepflanzt und gefestigt (“Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann? – Niemand! – Wenn er aber kommt? – Dann laufen wir davon!!”). Menschen, die einen Einfluss auf uns ausüben, sei es in positiver oder negativer Art und Weise, bestimmen in dieser Entwicklungsphase, was wir denken, fühlen, für Wahr oder Falsch halten. Kurz gesagt, bestimmen, wie wir die Welt sehen.

Diese Weltsicht verfestigt sich mit den Jahren zunehmend. Religiöse Überzeugungen, Kultur und Geschichte (“America First!”) – so hanebüchen das alles auch sein mag, bestimmen unser Denken. Der Mensch wird reifer, erfahrener, und jede dieser Erfahrungen, die sich in seinem Langzeitgedächtnis festsetzt, fügt wieder ein kleines Puzzleteil zu diesem großen Weltbild hinzu.

Schlimmer noch: oftmals ist nicht das Langzeitgedächtnisder bestimmende Part in unserem Leben, sonder das Unbewusste und Unterbewusste!

2 x 3 macht 4 Widdewiddewitt und Drei macht Neune!!

2 x 3 macht 4 Widdewiddewitt und Drei macht Neune!! Ich mach’ mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt ….

Der unsichtbare Gorilla

Die Psychologen Chabris und Simons führten Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ein Experiment durch: sie nahmen zwei Mannschaften – eine in schwarzen, die andere in weißen Trikots – und gaben ihnen mehrere Basketbälle, die sie sich einfach immer wieder zuspielen sollten. Die Zuschauer mussten nun zählen, wie oft sich Spieler der weißen Mannschaft den Ball zuspielten. Am Ende des Tests wurden sie dann noch beiläufig gefragt, ob ihnen vielleicht irgendetwas Besonderes oder Komisches aufgefallen sei.

Alle Probanden verneinten das. Tatsächlich aber mischte sich von Zeit zu Zeit ein Mitspieler unter die schwarze Mannschaft, der ein schwarzes Gorilla- Kostüm trug. Aber keiner der Zuschauer bemerkte den Gorilla; alle waren so stark auf das Spiel der weißen Mannschaft fixiert und auf ihre damit verbundene Aufgabe, dass sie das restliche Geschehen auf dem Spielfeld und in der schwarzen Mannschaft völlig ausblendeten.

Den Gorilla nicht sehen wollen!

Aber es wird noch interessanter: Menschen neigen häufig dazu, Informationen bewusst so auszuwählen bzw. zu interpretieren, dass diese ihre eigenen Erwartungen oder Vorurteile bestätigen. Informationen, die diese Erwartungen widerlegen könnten, werden dabei bewusst ignoriert oder sogar negiert. “Was mir nicht passt, kann, nein *MUSS* sogar ‘Fake News’ sein!” (ohne auf den derzeitigen amerikanischen Präsidenten anzuspielen).

Die Kognitionspsychologie spricht in den hier geschilderten Fällen vom sogenannten Confirmation Bias, ein deutscher Begriff hierfür ist selektive Wahrnehmung. Der Mensch nimmt nur noch wahr, was er wahrnehmen möchte oder worauf er sich im Moment konzentriert, seine Interessenschwerpunkte fixiert. Alles andere verschwindet in einem diffusen Dunst.

Wen wundert es, dass findige Marketer genau diesen Confirmation Bias geschickt nutzen?

Die selektive Wahrnehmung führt auch bei anstehenden Entscheidungen zu einer Verhaltensauffälligkeit: oft ist eine Entscheidung „bereits gefallen“, ohne dass uns das wirklich bewusst wird. Wir haben einfach „das Gefühl“, so muss „es gehen“. Und nun suchen wir nur noch nach Gründen, die diese bereits getroffene Entscheidung bestätigen. [Schlimmstenfalls zählt hier das Argument “…haben wir *schon immer* so gemacht…“ – oder als Gegenargument “…haben wir *noch nie* so gemacht…“ ? ].

Der Gorilla des Traders

Auch wir Trader kennen das Phänomen der selektiven Wahrnehmung.Leider verhalten wir uns auch oft entsprechend. Da habe ich ein vortreffliches Signal für einen Einstieg gefunden und nun suche ich nach einer Bestätigung dafür, dass dieses Signal wirklich so wunderbar ist.

Also schau ich mir die Charts der Vergangenheit an und suche nach Stellen, an denen meine Vermutung zutrifft. Natürlich werde ich unglaublich viele Stellen finden, an denen ich Recht behalten hätte; die Stellen, an denen das nicht der Fall gewesen wäre, werden dabei aber leicht übersehen – oder es findet sich ein Grund, warum es hier wirklich nicht funktionieren konnte.

Im Übrigen wird dieses Verhalten auch bewusst benutzt: die Tradingliteratur ist voll davon. Der Autor entwickelt eine totsichere Strategie, und den Erfolg dieser Strategie belegt er mit drei Dutzend Charts, in denen sie funktioniert hat. Aber wo bleiben die 100te Ausdrucke, in denen man mit der Strategie bitterbösen Schiffbruch erlitten hätte?

Ergebnisse Selektiver Wahrnehmung

Glaubensausdauer:

Die Tendenz, an einem Glauben festzuhalten, auch wenn dieser Glaube sich als falsch erwiesen hat. Alle widersprüchlichen Beweise werden diskreditiert. Diese Art von Voreingenommenheit ist nebenbei Grundlage vieler Verschwörungstheorien.

Primacy-Effekt:

Die ersten Elemente einer Serie bleiben am wahrscheinlichsten in Erinnerung und sind deutlich einflussreicher. Die erste Nachricht, die man auf einem Podcast gehört hat, haftet im Kopf und man verbindet ihre Bedeutung mit ihrem Vorrang in der Argumentation.

Illusorische Korrelation:

Das Erkennen einer Beziehung zwischen zwei Variablen oder Ereignissen, die keinerlei Verbindung haben. Die falsche Verbindung zwischen einer Personengruppe und einer negativen Eigenschaft (“Die Schwoobe kennets Maul it halde!”). Oder einem Zeitpunkt und einem negativen Ereignis: wenn ich schon zum zweiten mal innerhalb kurzer Zeit an einem Dienstag in einem Sojatrade ausgestoppt wurde, weiß ich, dass Dienstag ein ganz schlechter Tag für den Sojahandel ist. (Wenn ich jetzt auch noch auf YouTube erfahre, dass die Chemtrailflieger am Dienstag mehr als 40% ihrer Wocheneinsätze absolvieren, hab’ ich dafür sogar den unumstößlichen Beweis!).

Wie kann ich bewusst mit der selektiven Wahrnehmung umgehen?

1 – Das Phänomen bewusst machen.

Wenn ich mir des Phänomens „Confirmation Bias“ bewusst bin, ist die Gefahr, der selektiven Wahrnehmung zu erliegen, geringer. Ich kann mich dazu anhalten, nicht nur einer einzigen Informationsquelle zu vertrauen, sondern diese Info zu hinterfragen und eben auch die „Gegenseite“ zu Wort kommen zu lassen.

2 – Kritisch hinterfragen

Diesen Tipp illustriere ich am besten mit einem Buddha- Zitat:

Dem ist nichts hinzuzufügen. Als Trader kann ich natürlich nachvollziehen, was mein Gärtner, mein Friseur oder der Experte der Volksbank für wahr erachtet. Ich kann aber auch meine eigenen Untersuchungen anstellen, andere Meinungen berücksichtigen und zwischen den Möglichkeiten eine bewusste Auswahl treffen.

3 – Die Perspektive wechseln

Als Trader bedeutet das für mich, beispielsweise einen offensichtlichen Trend in einer höheren Zeitebene untersuchen und meinen ersten Eindruck noch einmal zu überprüfen. Ich fokussiere mich nicht auf einen Teilbereich des Marktes, sondern versuche, einen größeren Überblick zu erfassen. Aber auch in anderen Lebnsbereichen hilft es oft, mich zurückzulehnen, ein paar Minuten in die Weite zu schauen, ein Schluck Kaffee – um mich dann erneut auf das betreffende Problem zu konzentrieren.

4 – Planen – und danach handeln

Hier gilt die Grundregel „Plan your Trade – trade your Plan“! Zuerst ist wichtig, einen detaillierten Tradingplan auszuarbeiten. Je weniger Interpretationsspielraum ich mir lasse, desto weniger laufe ich Gefahr, Fehlentscheidungen zu treffen.

Ich MUSS mich dann natürlich auch an diesen Plan halten. Beobachtungen bei Echtgeldtradern haben nämlich gezeigt, dass häufig von den detailliert ausgearbeiteten und getesteten Plänen abgewichen wird – in Stresssituationen oder unter dem Einfluss unvollständiger Information.

5 – Beobachte Dich selbst

Ich muss mir stets bewusst sein, in welcher Verfassung, in welchem Gemütszustand ich mich im Augenblick befinde. Wenn ich frustriert, genervt oder aggressiv in einen Trade einsteige, ist ein Scheitern oft schon vorprogrammiert. Wenn ich impulsiv handle, ohne das ganze Bild zu berücksichtigen, werde ich mich sehr schnell von der profitablen Seite abwenden.

6 – Mach dir EINES bewusst: NUR DU bist verantwortlich!

Hier kommt noch einmal das zum Ausdruck, was in Punkt 2 bereits angesprochen wurde. Wenn ich mein Handeln darauf ausrichte, was andere tun, was die Masse tut, sollte ich mir eines Ausspruchs von Mark Twain bewusst werden.

“Jedes mal, wenn Du Dich auf der Seite der Mehrheit wiederfindest, ist es an der Zeit, inne zu halten und nachzudenken, WIESO Du dort stehst.”

Und wenn ich dann Zahlen lese, dass rund 80% aller Trader auf Dauer Verlust im Markt machen, dann wird ein Satz von Larry Williams klar:

Für mich ist es schon eine Lebensweisheit, dass die Massen meistens das tun, was man nicht tun sollte. Die Mehrheit ist nichts anderes als eben die Mehrheit. In den meisten Fällen hat aber nicht die Mehrheit Recht.

In diesem Sinne …

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