Trumps Zölle und OPEC-Strategie: Bricht ein Handelskrieg los?


Ölmarkt im Fokus: Handelskonflikte und geopolitische Unsicherheiten beeinflussen die Märkte
In den vergangenen Tagen haben sich die Spannungen im globalen Handel weiter verschärft, was weitreichende Konsequenzen für den Ölmarkt nach sich ziehen könnte. Besonders die jüngsten Zollerhöhungen der US-Regierung unter Präsident Trump stehen dabei im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Eskalation des Handelskonflikts mit Kanada und Mexiko
Die USA haben Einfuhrzölle in Höhe von 25 % auf sämtliche Importe aus Kanada und Mexiko verhängt. Zusätzlich wurde ein Sonderzoll von 10 % auf kanadische Energieprodukte eingeführt. Präsident Trump stellte klar, dass jede Gegenmaßnahme mit weiteren Zollerhöhungen beantwortet werde: "Bitte informieren Sie Premierminister Trudeau, dass jede Vergeltungsmaßnahme gegen die USA mit einer entsprechenden Erhöhung unseres Zolls beantwortet wird!"
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten:
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Der kanadische Regierungschef Trudeau kündigte sofort Gegenmaßnahmen an: Einfuhrzölle von 25 % auf US-Produkte im Wert von zunächst 30 Milliarden Dollar, die innerhalb von drei Wochen auf Waren im Umfang von 125 Milliarden Dollar ausgeweitet werden sollen.
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Die mexikanische Präsidentin Sheinbaum erklärte, dass am Sonntag weitere Maßnahmen vorgestellt würden. Sie hatte zuvor sowohl tarifäre als auch nicht-tarifäre Reaktionen angekündigt, um die wirtschaftlichen Interessen Mexikos zu schützen.
Die Auswirkungen auf den Energiesektor sind erheblich: Kanada liefert täglich rund 4 Millionen Barrel Rohöl in die USA und deckt damit mehr als die Hälfte der gesamten US-Ölimporte ab. Mexiko ist für etwa 11 % der amerikanischen Rohöl-Ein- und Ausfuhren verantwortlich.
Handelsspannungen mit China nehmen zu
Zusätzlich zu den Zollerhöhungen gegen Kanada und Mexiko hat die Trump-Regierung die Einfuhrzölle auf chinesische Produkte um weitere 10 % angehoben, womit die Gesamtabgaben nun bei 20 % liegen. China konterte mit Zöllen von bis zu 15 % auf eine Reihe amerikanischer Erzeugnisse, insbesondere Agrarprodukte. Das chinesische Handelsministerium verurteilte die Maßnahmen als "wirtschaftliche Erpressung" und wies die neuen US-Zölle entschieden zurück.
Bereits zuvor hatte China eine Abgabe von 10 % auf US-Rohöl eingeführt. Laut Daten der US-Energiebehörde (EIA) exportierten die Vereinigten Staaten im November 2024 täglich 195.000 Barrel Öl nach China.
Trotz der wirtschaftlichen Spannungen zeigt sich die chinesische Konjunktur stabil: Der Caixin-Einkaufsmanagerindex für die Industrieproduktion stieg im Februar auf 50,8 und erreichte damit den höchsten Stand seit elf Monaten.
OPEC bleibt bei geplanter Fördermengenerhöhung, signalisiert aber Flexibilität
Vertreter der OPEC bestätigten, dass die für April vorgesehene Anhebung der Ölproduktion wie geplant umgesetzt wird. Gleichzeitig betonten sie, dass diese Entscheidung flexibel gehandhabt werde: "Die schrittweise Erhöhung kann je nach Marktbedingungen pausiert oder zurückgenommen werden. Diese Anpassungsfähigkeit hilft, die Stabilität des Marktes zu gewährleisten."
Aktuell hält das Ölkartell täglich 2,2 Millionen Barrel zurück. Die geplante Anpassung sieht vor, ab April schrittweise 138.000 Barrel pro Tag zusätzlich zu fördern. Die Gesamtmenge der seit 2022 zurückgehaltenen Fördermenge beläuft sich auf 5,85 Millionen Barrel täglich – das entspricht rund 5,7 % des globalen Angebots.
Venezuelas Ölexporte und mögliche Lockerungen der Russland-Sanktionen
Die US-Regierung beendet die Lizenz, die dem Unternehmen Chevron seit November 2022 erlaubte, in Venezuela tätig zu sein und Rohöl zu exportieren. Im vergangenen Jahr beliefen sich die venezolanischen Öllieferungen in die USA auf durchschnittlich 220.000 Barrel pro Tag, was einem Anteil von etwa 3,5 % der gesamten US-Rohölimporte entspricht. Die Trump-Regierung setzte dem Unternehmen eine Frist bis zum 3. April zur Beendigung seiner Geschäfte in Venezuela.
Gleichzeitig gibt es Spekulationen, dass Washington über eine Lockerung der Russland-Sanktionen nachdenkt, um den Konflikt in der Ukraine zu entschärfen und die wirtschaftlichen Beziehungen zu Moskau neu zu bewerten. Der ukrainische Präsident Selenskyj erklärte heute, dass Kiew bereit sei, Verhandlungen aufzunehmen, um "die Dinge in Ordnung zu bringen".
Marktentwicklung und technische Analyse
Laut dem neuesten Bericht des American Petroleum Institute wurden die Rohölbestände um 1,45 Millionen Barrel reduziert, während Prognosen lediglich von einem Rückgang um 0,64 Millionen Barrel ausgingen. Am Lagerhub in Cushing, Oklahoma, wurde hingegen ein Zuwachs von 1,6 Millionen Barrel verzeichnet.
Die Handelsperiode für April-WTI (CLJ25) endete am 05.03. mit einem Kurs von 66.31 USD, wobei das Tageshoch bei 68.10 USD und das Tagestief bei 65.22 USD lag. Der Kassapreis fiel auf 66,33 USD .
Technisch betrachtet schloss der Kurs unter allen wichtigen Durchschnittswerten: dem 5-/ 20-/ 50-/ 100- und 200-Tagesdurschnitt sowie unter dem Jahresdurchschnitt.
Der Crude Oil Future CLJ25 mit 3 Moving Averages
Prognose
Nach einem volatilen Handelstag mit Käufen im Bereich der 67-Dollar-Marke dürfte die durch Nachrichten beeinflusste Kursbewegung anhalten. Wichtige Unterstützungszonen liegen nahe oder unterhalb von 67 USD, während die 65-Dollar-Marke als signifikante Stützung des vergangenen Jahres gilt. Aufwärtsbegrenzungen bestehen bei etwa 70 USD, mit weiteren Widerständen bei 74,50 USD und 79,50 USD.
Für 2025 deutet sich eine mögliche Preisspanne für WTI zwischen 65 und 80 USD an, anstelle der zuvor angenommenen 70 bis 85 USD. Angesichts der geopolitischen und handelspolitischen Unsicherheiten ist weiterhin mit hoher Volatilität zu rechnen.
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