Rohstoffe weekly: Einbruch bei Energies überschattet Stärke von Gold und Agrar


Die Marktteilnehmer wurden diese Woche wieder risikofreudiger. Donald Trump zieht offenbar eine erhebliche Senkung der Zölle gegen China in Betracht und hat auch nicht die Absicht, Jerome Powell zu entlassen.
Die internationalen Finanzmärkte haben sich nach einer Periode der Nervosität wieder stabilisiert. Das Weiße Haus schlägt einen versöhnlicheren Ton in Handelsfragen an. Dies nährt die Hoffnung auf Abkommen mit den wichtigsten Handelspartnern. China bleibt jedoch ein reichlich kritischer Streitpunkt. Peking spielt mögliche Fortschritte im Handelsstreit mit Washington herunter.
Drastische Importrückgänge erwartet
145%-Zölle auf chinesische Waren und 10%-Importgebühr auf fast alle anderen Länder. US-Einzelhandelsriesen wie Walmart, Target und Home Depot warnen deshalb vor massiven Lieferkettenunterbrechungen und leeren Regalen innerhalb weniger Wochen.
Diese Warnungen decken sich mit Prognosen des Hafens von Los Angeles, der einen Rückgang eingehender Lieferungen um bis zu 35% erwartet. Laut dem Hafendirektor sind "praktisch alle Lieferungen aus China für große Einzelhändler und Hersteller eingestellt worden". Das Beratungsunternehmen Drewry prognostiziert, dass die globalen Containerhafen-Volumina zum dritten Mal seit 1979 zurückgehen werden.
Bei Beibehaltung von zwei Dritteln der aktuellen US-Zölle könnten die Importe aus China um 40% sinken, was teilweise durch erhöhte Importe aus anderen Ländern ausgeglichen werden könnte.
Rohstoffmärkte reagieren unterschiedlich
Trotz dieser Warnsignale haben sich die Märkte nach den Zollturbulenzen stabilisiert. US-Aktien verzeichnen nach Ostern starke Gewinne, die Aktivität am Anleihemarkt hat sich beruhigt und der jüngste Absturz des Dollars scheint gestoppt.
Im Rohstoffbereich hat die nachlassende Spannung die Attraktivität von Gold als sicherer Hafen gedämpft – allerdings erst nachdem es die Marke von 3.500 $ erreicht hatte. Dies ermöglichte kleineren Metallen wie Silber und Platin, an Boden zu gewinnen, vorerst hauptsächlich auf relativer Basis. Kupfer erlebte ein erneutes Interesse beim COMEX-gehandelten High-Grade-Kontrakt, wobei Händler dessen Aufschlag gegenüber den Preisen an der LME in London wieder in Richtung 15% drückten. Während der Marktpanik nach Trumps Zollankündigungen am "Liberation Day" war er auf 5% gefallen.
Die Rohstoff-Indizes verzeichnen deutliche Monatsverluste, mit starken Einbußen im Energiesektor – vor allem aufgrund eines fast 24%-igen Rückgangs bei Erdgas – und bei Industriemetallen, die teilweise durch Gewinne bei Gold und im Agrarsektor ausgeglichen wurden.
Weiter unten werde ich den S&P GSCI (Goldman Sachs Commodity Index) und einige seiner wichtigen Subindizes aufzeigen.
Betrachten wir einige der Rohstoffsektoren im Wochenverlauf. Bei den Charts handelt es sich um Screenshots der Website von Barchart https://www.barchart.com/futures
Natural Gas
Erdgaspreis-Einbruch erscheint übertrieben
Die US-Erdgas-Futures fielen auf ein Fünf-Monats-Tief unter 3 USD/MMBtu. Auslöser war ein EIA-Bericht über einen Speicheraufbau von 88 Bcf. Dieser übertraf die Erwartungen deutlich. Die Vorräte liegen nun nur noch 2,2% unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt. Seit März sind die Preise um über 35% gefallen. Anfangs trieben makroökonomische Bedenken wegen des Handelskriegs den Rückgang an. Dies führte zu Liquidationen durch Hedgefonds.
Technische und fundamentale Faktoren
Der Preisverfall beschleunigte sich durch die robuste Produktion. Auch milde Frühlingstemperaturen reduzierten die Nachfrage. Rekord-LNG-Exporte konnten dies nur teilweise ausgleichen. Kurzfristig belastet der technische Durchbruch die Preise. Der prompte Kontrakt handelt erstmals seit September unter dem 200-Tage-Durchschnitt.
Mögliche Unterstützungsfaktoren
Es könnten jedoch bald Unterstützungsfaktoren auftreten. Versorgungsunternehmen wechseln möglicherweise von Kohle zurück zu günstigem Gas. Händler beobachten zudem Anzeichen einer sinkenden US-Rohölproduktion nach dem Preiseinbruch. Schieferölquellen im Permian-Becken fördern oft sowohl Öl als auch Erdgas. Bei Preisen unter den Produktionskosten werden weniger neue Bohrungen durchgeführt. Dies könnte die Menge an produziertem Begleitgas verringern.
Crude Oil
Ölpreise unter Druck durch OPEC+ und Handelsspannungen
Die starke Erholung des Rohöls von einem Vier-Jahres-Tief zeigt Ermüdungserscheinungen. Brent-Öl stößt bei rund 69 USD pro Barrel auf starken Widerstand. Händler halten weitere kurzfristige Gewinne für unwahrscheinlich. Der anhaltende Handelskrieg zwischen großen Verbrauchern belastet den Markt. Zudem gibt es Spekulationen, dass die OPEC+ ihre Produktionssteigerungen ab Juni beschleunigen könnte.
OPEC+ kämpft mit Quotenproblemen
Die Frustration über Nichteinhaltung der Förderquoten wächst. Besonders Kasachstan steht im Fokus. Das Land hat Schwierigkeiten, nationale Interessen mit OPEC-Verpflichtungen in Einklang zu bringen. Seine Mitgliedschaft bleibt vorerst jedoch gesichert. Die Ölpreise steuerten auf einen weiteren Wochenverlust zu. Grund ist ein Bericht über mögliche größere Fördererhöhungen der OPEC+ im Juni.
Geopolitische Faktoren belasten Preise
Zum Zeitpunkt der Berichterstattung lag Brent bei 66,98 USD pro Barrel. WTI notierte bei 63,21 USD. Der Wochentrend zeigt nach unten, wenn auch mit geringem Rückgang. Die OPEC+ könnte nach ihrer Juni-Sitzung mehr Barrel fördern. Dies soll säumige Mitglieder zur Einhaltung der Quoten bewegen. Besonders problematisch ist Kasachstan. Der Energieminister erklärte, die Regierung könne unabhängige Betreiber nicht zu Förderkürzungen zwingen.
Neben den OPEC-Problemen belasteten weitere Nachrichten die Ölpreise. Russlands Außenminister Lawrow sprach von Fortschritten in den Verhandlungen mit den USA bezüglich der Ukraine. Zudem signalisierte Irans Außenminister Araqchi Bereitschaft zu Atomverhandlungen mit europäischen Mächten. Dies könnte langfristig zur Aufhebung von US-Sanktionen führen.
Metalle
Edelmetalle erreichen Höchststände mit erhöhter Volatilität
Gold steht weiterhin im Mittelpunkt des Rohstoffmarktes. Es erreichte diese Woche ein neues Allzeithoch von 3.500 USD. Dies entspricht einem beeindruckenden Jahresgewinn von 33%. Danach folgte eine ebenso heftige Korrektur von 8%. Das gelbe Metall hat unsere kürzlich angehobene Preisprognose weit früher als erwartet erreicht. Dies wirft Fragen zur weiteren Entwicklung auf.
Makroökonomische Faktoren treiben Goldpreis
Der kometenhafte Anstieg des Goldpreises unterstreicht einen breiteren Trend im Rohstoffbereich. Dieser wird stark von makroökonomischen und geopolitischen Entwicklungen beeinflusst. Besonders der sich verschärfende Handelskrieg zwischen den USA und China spielt eine Rolle. Der schwächere US-Dollar, die De-Dollarisierung mehrerer Zentralbanken und Bedenken zur US-Staatsverschuldung befeuern die Goldrally seit einem Jahr.
Silber und Kupfer im Schatten des Goldes
Auch der Silbermarkt zeigt sich bullisch, aber volatil. Die 33-USD-Marke erweist sich als wichtige Unterstützungszone. Am Freitag fiel Silber in Richtung dieses Niveaus zurück. Mit dem 50-Tage-EMA, der sich dieser Marke nähert, könnte sich hier ein Boden im aktuellen Aufwärtstrend bilden.
Kupfer erholte sich in London auf 9.382 USD (Spotpreis). Dies wurde durch Hoffnungen auf eine Entspannung der Handelsspannungen zwischen den USA und China begünstigt. Unsicherheiten bezüglich der Nachfrage und ein stärkerer US-Dollar führten jedoch zum Wochenende zu einem erneuten Preisrückgang.
Agrarsektor
Agrarrohstoffe profitieren von schwachem Dollar und Handelshoffnungen
Der Agrarsektor verzeichnet diesen Monat breite Gewinne. Mit einem Gewicht von 36,1% im BCOM-Index zeigen alle drei Teilsektoren – Getreide, Softs und Vieh – Zuwächse. Die geringere Korrelation zum Wirtschaftswachstum ermöglichte dem Sektor, vom schwächeren Dollar zu profitieren. Zusätzlich boten einige Länder an, ihre Käufe von US-Feldfrüchten wie Sojabohnen und Mais zu erhöhen.
Starke Erholung bei Softs
Baumwolle handelte erstmals seit einem Jahr wieder über seinem 200-Tage-Durchschnitt von 0,685 USD. Die Erholung setzt sich fort, nachdem Anfang des Monats ein Fünf-Jahres-Tief von 0,6080 USD/lb erreicht wurde. Unterstützung kam durch Hoffnungen bezüglich chinesischer Zölle und US-indischer Zollgespräche. Auch Deckungskäufe von Hedgefonds spielten eine Rolle. Diese reduzierten ihre Short-Positionen von 80.000 Kontrakten im Vormonat auf 42.000 am 15. April.
Ähnlich wie Baumwolle erlebte auch Arabica-Kaffee eine starke Erholung nach einem Einbruch Anfang April. Unterstützend wirkten US-Zölle gegen kaffeeproduzierende Länder. Zudem beginnt die brasilianische Ernte, die voraussichtlich geringer ausfallen wird als im Vorjahr. Ungünstige Wetterbedingungen beeinträchtigten die Blütezeit in wichtigen Arabica-Anbaugebieten.
Die steigende weltweite Verbrauchernachfrage, auch nach Spezialitätenkaffee, treibt die Kaffeepreise in die Höhe. Dazu kommen die ungünstigen Witterungsbedingungen in den Kaffeeanbaugebieten der Welt in den letzten Monaten, die zu einem Rückgang der Produktion geführt haben, Außerdem gibt es in der Kaffeeindustrie derzeit logistische und transporttechnische Probleme.
Auch die Kakaopreise setzten am Freitag ihre Rallye fort. New York Kakao erreichte ein 2¼-Monats-Hoch. Versorgungsbedenken treiben die Preise nach oben. Die Kakaopreise profitieren dabei von den positiven Nachrichten der letzten Woche zur globalen Kakaonachfrage.
Der Rhythmus der Kakaoexporte aus der Elfenbeinküste hat sich verlangsamt. Regierungsdaten vom Dienstag zeigten, dass Bauern der Region in diesem Vermarktungsjahr vom 1. Oktober bis 20. April 1,48 Millionen Tonnen Kakao in die Häfen verschifften. Dies entspricht zwar einem Anstieg von 11,3% gegenüber dem Vorjahr, aber stellt einen Rückgang der Exporterwartungen im aktuellen Jahr dar.
Ausblick auf das Erntejahr 2025 bei Getreide
Die Futures für Mais, Sojabohnen und Weizen haben seit März höhere Tiefs und höhere Hochs erreicht. Sie befinden sich in kurzfristigen bullischen Trends. Die Preise liegen noch deutlich unter den Niveaus von 2022. Damals erreichte CBOT-Weizen ein Rekordhoch. Mais und Bohnen stiegen auf die höchsten Preise seit 2012.
Mitte April befindet sich der Markt mitten in der Pflanzzeit. Die Wetterbedingungen während der Wachstumsperiode 2025 werden über die Ernten und den Preisverlauf entscheiden. Die wachsende Weltbevölkerung erfordert jährlich steigende Versorgungsmengen. Gleichzeitig schaffen US-Zölle Handelsbarrieren, die regionale Überschüsse und potenzielle Engpässe erzeugen.
Wetter und Zölle könnten die Preise für Sojabohnen, Mais und Weizen in den kommenden Monaten bewegen. Die aktuellen Preisniveaus könnten das Abwärtspotenzial begrenzen. Das Aufwärtspotenzial könnte explosiv werden, falls Überraschungen die Versorgung beeinträchtigen.
Ein Blick auf die Rohstoff Indizes
Der S&P GSCI Goldman Sachs Commodity Index und seine wichtigen Subindizes, prozentuale Veränderung seit Beginn des Jahres.
Der S&P GSCI mit Subindizes aus dem Agrarsektor
Die Gewinner und Verlierer der Woche
Ausblick auf die kommende Woche
Die kommende Woche wird mit Konjunkturindikatoren gespickt sein. Am Mittwoch werden die ersten Zahlen für das Wachstum in Deutschland, Frankreich und der Eurozone im 1. Quartal veröffentlicht. Darüber hinaus stehen die Inflationsrate in Deutschland für April (Schnellschätzung) und der US-Verbraucherpreisindex für März auf dem Programm.
Am Donnerstag dürfte die Bank of Japan bekannt geben, dass sie das Zinsniveau nicht antastet. Den Abschluss dieses prall gefüllten Terminkalenders bilden am Freitag die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten.
Bei den Unternehmen ist die Berichtssaison in vollem Gang. In Europa: Schneider, Novartis, Airbus, TotalEnergies und UBS. In den USA: Visa, Microsoft, Meta, Apple, Amazon und Eli Lilly, um nur einige der großen Namen zu nennen.
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