Rohstoff-Futures: Preissturz bei Orangensaft und Kakao


Zum Start in die Woche möchte ich den Blick auf zwei Rohstoffe richten, die auf vielen Frühstücktischen zu finden sind (Oh NEIN - hier soll es jetzt nicht um Kaffee und Tabak gehen!).
Orangensaft im freien Fall: Preissturz von -50%
Nach einem verrückten Preisanstieg haben sich die an der ICE gehandelten Orangensaft-Futures seit Jahresbeginn mehr als halbiert. Während der Terminkontrakt Mitte Dezember seinen vorläufigen Höchststand von 551.1 US-cents pro Pfund (der Future bezieht sich auf gefrorenes Orangensaft-Konzentrat) erreichte, schloss er am Freitag mit 232.6 cents. Damit liegt der Preis wieder auf dem Niveau von Anfang 2024. Im Vergleich zu 2020 ist der Preis für Futures immer noch um 150 % gestiegen. (ja, du hast richtig gelesen)
Der FCOJ (Frozen Concentrated Orange Juice) Future im Wochenchart über 5 Jahre
Die Preise stiegen so stark an, dass die Verbraucher den Verbrauch einschränkten. In den USA ist die Nachfrage im Einzelhandel um über 16 % zurückgegangen, da die Verbraucher auf die höheren Kosten und den bitteren Geschmack aufgrund der minderwertigen Fruchtqualität reagieren, wie die FT kürzlich schrieb. Die Verbraucher wurden nicht nur durch die höheren Preise infolge der Angebotsverknappung abgeschreckt, sondern auch durch die schlechtere Saftqualität. Von Krankheiten befallene Bäume bringen bitter schmeckende Früchte hervor, und die Verknappung hat die Kelterer gezwungen, weniger wählerisch zu sein.
Neben der sinkenden Nachfrage hat auch die Erwartung einer größeren Orangenernte in Brasilien die Preise für die kommende Saison, die im Juli beginnt, nach unten gedrückt. Die Rabobank schätzt, dass Brasilien in der nächsten Saison etwa 20 % mehr Orangen produzieren wird als in der letzten Saison, und beruft sich dabei auf die besseren Niederschläge in diesem Jahr. Da sich die Aussichten für die nächste brasilianische Ernte verbessern, haben Spekulanten begonnen, ihre Positionen aufzugeben, was in diesem Jahr zu einem starken Ausverkauf führte.
Interessant ist, dass das offene Interesse am Markt für Orangensaft-Futures mit 10.000 bis 12.000 Stück in den letzten vier Jahren eigentlich recht stabil geblieben ist. Derzeit wird täglich nur ein Zehntel dieser Menge gehandelt. Auf einem anderen, illiquideren Markt wie Kakao schrumpfte der OI aufgrund der schnell steigenden Preise massiv.
Kakaomarkt: Erholung der Preise trotz Überschussprognose
Ähnlich wie dem O-Saft erging es auch dem Kakao. Auch sein Terminkontrakt musste in der gleichen Zeitspanne eine Einbuße von 41% hinnehmen, nachdem er im Jahr 2024 schon einmal einen ähnlichen Absturz überlebt und sich zwischen Oktober und Dezember gut erholen konnte.
Der Cocoa - Future im Wochenchart über 5 Jahre
Am Freitag verzeichneten die Futures dann wieder einen moderaten Anstieg. Der Mai-Kontrakt am ICE New York (CCK25) schloss mit +63 (+0,79%) und der Londoner Mai-Kontrakt (CAK25) legte um +94 (+1,52%) zu. Die Erholung wurde durch einen schwächeren Dollar begünstigt.
Nach dem Erreichen von 4,5-Monats-Tiefs am vergangenen Freitag bewegten sich die Preise seitwärts und konsolidierten ihre jüngsten Verluste. Der Preisdruck der letzten fünf Wochen steht im Zusammenhang mit verbesserten Versorgungsaussichten. Die Internationale Kakao-Organisation (ICCO) prognostizierte am 28. Februar einen globalen Kakaoüberschuss von 142.000 Tonnen für 2024/25 - der erste Überschuss seit 4 Jahren. Zudem soll die weltweite Kakaoproduktion 2024/25 um +7,8% auf 4,84 Millionen Tonnen steigen.
Die Erholung der Kakaobestände wirkt ebenfalls preisdrückend. Die von der ICE überwachten Lagerbestände in US-Häfen erreichten am Freitag mit 1.806.361 Säcken ein 5-Monats-Hoch, nachdem sie am 24. Januar mit 1.263.493 Säcken auf ein 21-Jahres-Tief gefallen waren.
Preisunterstützend wirken Bedenken bezüglich der bevorstehenden Zwischenernte der Elfenbeinküste. Die durchschnittliche Schätzung für diese kleinere der zwei jährlichen Ernten liegt bei 400.000 Tonnen, was 9% unter den 440.000 Tonnen des Vorjahres liegt. Auch die Verlangsamung der Kakaoexporte der Elfenbeinküste stützt die Preise. Regierungsdaten vom Montag zeigten, dass ivorische Bauern in dieser Saison vom 1. Oktober bis 23. März 1,43 Millionen Tonnen Kakao verschifften, 12% mehr als im Vorjahr. Die Wachstumsrate ist jedoch von 35% im Dezember gesunken.
Nachfragesorgen belasten die Kakaopreise. Führungskräfte der Schokoladenhersteller Hershey und Mondelez warnten kürzlich, dass die hohen Preise die Nachfrage beeinträchtigen. Mondelez berichtete am 4. Februar von Anzeichen einer nachlassenden Schokoladennachfrage, besonders in Nordamerika. Am 18. Februar warnte das Unternehmen, dass Schokoladenpreise um bis zu 50% steigen könnten. Hershey gab am 6. Februar bekannt, dass hohe Kakaopreise zu einer Rezepturänderung führen, wobei Kakao durch andere Zutaten ersetzt wird.
Ein weiterer negativer Faktor: Nigeria meldete am 27. Februar einen Anstieg seiner Januar-Kakaoexporte um +27% auf 46.970 Tonnen.
Die hohen Kakaopreise reduzierten die Nachfrage im vierten Quartal, wie Verarbeitungsberichte zeigen. Die European Cocoa Association berichtete am 9. Januar, dass die europäischen Kakaomahlungen im vierten Quartal um -5,3% auf 331.853 Tonnen sanken - der niedrigste Wert seit über 4 Jahren. Die Cocoa Association of Asia meldete einen Rückgang von -0,5% auf 210.111 Tonnen, ebenfalls ein 4-Jahres-Tief. Die nordamerikanischen Mahlungen fielen laut National Confectioners Association um -1,2% auf 102.761 Tonnen.
Preisunterstützend wirkt das geringere Angebot aus Ghana, dem zweitgrößten Kakaoproduzenten. Die Kakaoregulierungsbehörde Cocobod senkte im Dezember ihre Ernteprognose für 2024/25 zum zweiten Mal auf 617.500 Tonnen, 5% weniger als die August-Schätzung von 650.000 Tonnen.
Die ICCO bezifferte am 28. Februar das globale Kakaodefizit 2023/24 auf -441.000 Tonnen, das größte Defizit seit über 60 Jahren. Die Produktion sank um -13,1% auf 4,380 Millionen Tonnen, und das Verhältnis von Beständen zu Mahlungen erreichte mit 27,0% ein 46-Jahres-Tief.
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