Rekordpreise am Rindermarkt: Internationale Politik und Importverbote


Der Rindermarkt verzeichnet derzeit eine beeindruckende Rallye mit Rekordpreisen, die durch verschiedene Faktoren begünstigt wird. Die jüngsten Entwicklungen zeigen ein komplexes Zusammenspiel von Handelsbeziehungen, Gesundheitsrisiken und Marktdynamiken, die Futures-Händler genau beobachten sollten.
Neue Höchststände bei Futures-Preisen
Bereits am Freitag erreichten die Juni-Live-Cattle-Futures (LEM25) einen neuen Höchststand von 215,60 USD pro Hundredweight (entsprechend in etwa dem deutschen Zentner = 50kg). Ende April kletterten die nahen Live-Cattle-Futures sogar auf ein Rekordhoch von 217,675 USD. Am Montag setzten sich die Rekorde fort: Die Juni-Live-Cattle stiegen auf ein Tageshoch von 217,75 USD, während der August-Feeder-Cattle-Kontrakt auf ein neues Allzeithoch von 306,90 USD kletterte und nahe seinem Höchststand bei 306,375 USD schloss.
Die Live-Cattle-Futures verzeichneten am Montag Gewinne von 1,50 bis 2,15 USD, während die Feeder-Cattle-Futures in den vorderen Monaten um 5,12 bis 6,10 USD zulegten. Der CME Feeder Cattle Index stieg am 9. Mai um weitere 4,89 USD auf einen Durchschnittspreis von 301,03 USD.
Oben: Live Cattle Juni LEM25; Tageschart Year-To-Date, daneben die letzten 5 Tage im 30-Minuten Chart.
Unten: Feeder Cattle Mai GFK25, Year-To-Date und die letzten 5 Handelstage
Importsperre für mexikanische Rinder treibt Preise
Ein wesentlicher Treiber der aktuellen Preisentwicklung ist die Aussetzung von Rinderimporten aus Mexiko. USDA-Ministerin Brooke Rollins kündigte am Sonntag an, dass die Einfuhr von lebenden Rindern, Pferden und Bisons über die Grenzübergänge an der US-mexikanischen Grenze ausgesetzt wird. Grund dafür ist das rasche Vordringen des Neuen-Welt-Schraubenwurms (NWS) in Mexiko, der sich mittlerweile nur noch etwa 700 Meilen von der US-Grenze entfernt befindet.
Laut USDA-Erklärung wird diese Importaussetzung monatlich neu bewertet und bleibt bestehen, "bis ein signifikantes Eindämmungsfenster erreicht ist". Die mexikanische Zurückhaltung, US-Unterstützung bei der Ausrottung des Schädlings zuzulassen, verschärft die Problematik zusätzlich.
Entspannung im Handelskonflikt zwischen USA und China
Positive Impulse kamen auch vom Treffen zwischen US-amerikanischen und chinesischen Handelsvertretern. Eine über Nacht veröffentlichte Ankündigung zeigte eine Senkung der Zölle um 115% für beide Länder für einen Zeitraum von 90 Tagen. Die USA senkten ihren Satz auf chinesische Waren auf 30%, während China seinen auf 10% reduzierte. Diese Entwicklung folgt auf mehrere kürzliche Stornierungen von Rindfleischverkäufen durch chinesische Käufer.
Die Entspannung des Handelskonflikts könnte sich positiv auf die Rindermärkte auswirken, wenn China wieder verstärkt US-Rindfleisch importiert. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich die fehlende Erneuerung der Registrierungen für US-Verarbeiter durch China auf den Markt auswirken wird.
Fundamentaldaten bleiben stark
Die Fundamentaldaten für Live Cattle und Feeder Cattle bleiben robust. Der Rinder-Spotmarkt begann am letzten Freitag mit höheren Volumina zu deutlich höheren Preisen als in der Vorwoche. Dies führte laut USDA zu Durchschnittspreisen von 224,49 USD für Stiere und 221,95 USD für Färsen. In der Vorwoche lag der von der USDA gemeldete durchschnittliche Bargeldrinder-Handelspreis bei einem Rekordwert von 220,97 USD.
Der USDA-Mittagsbericht vom Freitag zeigte stabile Großhandelswerte für Boxed Beef (frisches, zerlegtes Rind, vakuumverpackt), mit einem Choice-Grad-Rindfleisch bei 346,53 USD und Select-Grad bei 332,52 USD. Am Montag stiegen die Boxed-Beef-Cutouts weiter an, wobei Choice-Cutouts um 2,17 auf 348,14 USD zulegten und Select um 4,06 auf 335,23 USD anstieg.
Ausblick für Händler
Für Futures-Händler stellt sich die Frage, wie lange die Hausse anhalten kann. Bislang gibt es keine eindeutigen Anzeichen für eine bevorstehende Trendwende, obwohl sich sowohl Live Cattle als auch Feeder Cattle in sehr reifen Phasen ihrer Aufwärtsbewegungen befinden. Die relativ geringe Volatilität in ihren gegenwärtigen, rekordverdächtigen Aufwärtsbewegungen deutet auf eine Fortsetzung der aktuellen Preisdynamik zumindest für die nahe Zukunft hin.
Frühe Anzeichen für eine mögliche Trendwende wären:
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Zwei große Tage mit Kursrückgängen in Folge
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Eine bärische "Key Reversal" im Tageschart
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Ein signifikanter Anstieg der täglichen Volatilität mit größeren täglichen Preisbalken
Gleichzeitig bleibt die makroökonomische Entwicklung ein wichtiger Faktor. Die US-Wirtschaftsdaten waren zuletzt überwiegend positiv, und die US-Aktienindizes haben sich von ihren Einbrüchen Anfang April deutlich erholt. Allerdings könnten sich am Horizont Sturmwolken für die US-Wirtschaft zusammenbrauen, insbesondere durch die Auswirkungen des Handelskonflikts zwischen den USA und China auf die Transportvolumina.
Die bevorstehende Grillsaison lässt eine starke Einzelhandels- und Verbrauchernachfrage nach Rindfleisch erwarten, während die Rinderbestände in US-Mastbetrieben weiterhin historisch niedrige Bestände aufweisen. Diese Faktoren deuten auf anhaltend hohe Rinder- und Rindfleischpreise in den kommenden Wochen hin.
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