Ölmärkte im Ausnahmezustand: Trumps Iran-Angriff löst Preisschock aus

Öl-Pumpe; Bild von izhar ahamed auf Pixabay, AI generiert

Die Ereignisse des vergangenen Wochendes haben die globalen Energiemärkte in eine Achterbahnfahrt geschickt, die beispiellos in ihrer Dramatik war. Was am Samstag als gezielter Militärschlag begann, entwickelte sich binnen weniger Stunden zu einem geopolitischen Beben mit weitreichenden Konsequenzen für die Ölpreise weltweit.

Der Auslöser: Präzisionsschläge gegen Irans Atomanlagen

Am späten Samstag, 21. Juni, führten die Vereinigten Staaten koordinierte Angriffe auf drei strategisch wichtige iranische Nuklearanlagen durch – Natanz, Isfahan und Fordow. Die Operation unter Einsatz von B-2 Stealth-Bombern und Tomahawk-Marschflugkörpern markierte eine dramatische Eskalation der Spannungen im Nahen Osten. Präsident Donald Trump bezeichnete den Angriff auf Truth Social und in einer Fernsehansprache als "spektakulären militärischen Erfolg" und behauptete, Irans "wichtigste Urananreicherungsanlagen seien vollständig und total vernichtet worden".

 

Trumps Post auf Truth Social

 

Die iranische Führung reagierte umgehend mit scharfer Kritik. Außenminister Seyed Abbas Araghchi verurteilte die Angriffe als "empörend" und behielt sich "alle Optionen" zur Verteidigung der iranischen Souveränität vor. Irans Atomenergiebehörde bezeichnete den Angriff als "barbarisch" und kritisierte die Internationale Atomenergiebehörde für ihre vermeintliche Komplizenschaft.

Marktunsicherheit: Vom Überangebot zum Angebotsengpass

Weniger als zwei Wochen zuvor diskutierten die USA noch über ein neues Atomabkommen mit Iran, während die Internationale Energieagentur ein Überangebot am Ölmarkt prognostizierte und Rohstoffanalysten ihre Erwartungen eines durchschnittlichen Brent-Preises um 60 Dollar bekräftigten. Diese Einschätzungen erwiesen sich schlagartig als obsolet.

Brent-Rohöl, das bereits im vergangenen Monat um 20% auf 79,04 Dollar gestiegen war, könnte laut JPMorgan im schlimmsten Szenario auf 130 Dollar pro Barrel klettern. Goldman Sachs verwarf umgehend seine bisherigen Ölpreisprognosen und erwartet nun Brent bei 110 Dollar pro Barrel, sollte es zu einer Sperrung der Straße von Hormus kommen.

Die Hormus-Bedrohung wird Realität

Die Androhung einer Sperrung der Straße von Hormus – jener strategischen Meerenge, über die täglich mehr als 20 Millionen Barrel Öl und ein Drittel des globalen maritimen Ölhandels fließen – war seit jeher ein theoretisches Damoklesschwert. Am Sonntag jedoch genehmigte Irans Parlament tatsächlich die Schließung dieser Wasserstraße als Vergeltung für die US-Angriffe.

Diese Entwicklung verdeutlicht die besondere Natur des aktuellen Konflikts. Energy-Research-Firma Kpler Ltd. warnte: "Wenn Iran die Straße von Hormus blockiert, selbst nur für einen Tag, kann Öl vorübergehend 120 bis 150 Dollar pro Barrel erreichen, und wenn es große Ölproduktions- oder Exportanlagen in Nachbarländern angreift, könnte es die Preise noch höher treiben."

Dramatische Kehrtwende am Montag

Der Handel am Montag begann mit einem spektakulären Gap-Opening, das die Nervosität der Märkte widerspiegelte. August WTI-Rohöl (CLQ25) eröffnete mit massiven Aufschlägen und erreichte zunächst ein 5¼-Monats-Hoch, während sich auch Brent-Rohöl in Richtung 80 Dollar bewegte. Die anfänglichen Gewinne von über 6% schienen die Befürchtungen der Trader über eine mögliche Eskalation und Versorgungsunterbrechungen zu bestätigen.

Doch bereits am Vormittag begann sich das Blatt zu wenden. Die Spekulation, dass Irans Reaktion auf die US-Bombardierung ihrer Nuklearanlagen die nahöstlichen Öllieferungen nicht wesentlich beeinträchtigen würde, führte zu ersten Gewinnmitnahmen. Die Märkte erkannten, dass Iran bislang nicht versucht hatte, die lebenswichtige Straße von Hormus zu schließen, obwohl das Parlament am Sonntag dafür votiert hatte.

 

 

Crude Oil WTI am Spotmarkt, Stundenchart, beginnend mit dem Angriff am 13. Juni

 

Und Brent, im selben Zeitraum

 

Der entscheidende Wendepunkt kam am Montagnachmittag: Irans Vergeltungsschläge mit Raketen auf US-Stützpunkte in Katar wurden vollständig abgefangen und verursachten keinerlei Schäden an US-Anlagen oder Energieinfrastruktur. Diese Nachricht löste einen erdrutschartigen Preisverfall aus. August WTI stürzte um 5,33 Dollar oder 7,22% ab, während August RBOB-Benzin (RBQ25) um 0,1114 Dollar oder 4,82% einbrach.

 

RBOB Gasoline, ebenfalls Stundenchart, beginnend mit dem Angriff am 13. Juni

 

Die extreme Volatilität verdeutlichte die bipolare Marktpsychologie: Während die anfänglichen Gap-Eröffnungen die Panik vor Versorgungsengpässen widerspiegelten, interpretierten die Trader die begrenzte iranische Vergeltung als Signal, dass eine größere Eskalation mit direkten Auswirkungen auf die Energieinfrastruktur vorerst abgewendet werden könnte.

Strukturelle Marktveränderungen

Die Ereignisse offenbarten die extreme Sensibilität des Ölmarktes gegenüber geopolitischen Schocks. ING warnte, dass "eine effektive Blockade von Hormus zu einer dramatischen Verschiebung der Ölmarktaussichten führen würde und den Markt in ein tiefes Defizit stürzen könnte" – eine Einschätzung, die nur Tage nach Prognosen eines übersättigten Marktes kam.

 


Die Ereignisse der vergangenen Tage zeigen wieder einmal deutlich, wie risikoreich der Rohöl-Komplex sein kann. Wie kannst du trotzdem beruhigt am Markt handeln? Das Geheimnis ist, ein besonderes Augenmerk auf dein Risikomanagement zu richten. Nutze zur Planung jedes Trades unseren

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Besonders problematisch erweist sich die Tatsache, dass sich die meisten OPEC-Reservekapazitäten im Persischen Golf befinden und bei Kämpfen in der Region unbrauchbar wären. Darüber hinaus fließt der Großteil von Katars LNG-Exporten durch die Straße von Hormus, was bei einer Sperrung auch die Gaspreise dramatisch in die Höhe treiben würde.

Politische Spaltung und wirtschaftliche Implikationen

Die innenpolitischen Reaktionen in den USA fielen erwartungsgemäß kontrovers aus. Während der republikanische Senator Mitch McConnell Trumps "entschlossenes Handeln" lobte, verurteilte die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez die Angriffe als "schwere Verletzung" der verfassungsrechtlichen Kriegsbefugnisse und bezeichnete sie als "Grund für ein Amtsenthebungsverfahren".

Die wirtschaftlichen Auswirkungen könnten über den Energiesektor hinausreichen. Steigende Inflation könnte das Verbrauchervertrauen untergraben und die Aussichten auf US-Zinssenkungen reduzieren, was eine bereits durch Trumps Zölle belastete Wirtschaft zusätzlich belasten würde.

Ausblick: Ungewisse Zeiten für Energiemärkte

Während Iran seine nächsten Schritte abwägt und die Märkte sich auf weitere Turbulenzen vorbereiten, haben Trumps Angriffe die USA tief in einen volatilen Konflikt hineingezogen. Die für Sonntag angekündigte Schadensbewertung des Pentagon wird entscheidend sein für die Einschätzung, ob der Weg zu Verhandlungen oder zu weiterer Eskalation führt.

Mark Spindel von Potomac River Capital brachte die Unsicherheit auf den Punkt: "Öl wird höher eröffnen", wobei die Ungewissheit über Irans Reaktion und Schadensbewertungen den Markt weiter bewegen wird. Eines steht fest: Der Ölmarkt ist nicht überversorgt, und Brent wird in diesem Jahr nicht durchschnittlich 60 Dollar erreichen.

Die Ereignisse des Wochendes haben gezeigt, wie fragil das Gleichgewicht der globalen Energiemärkte ist und wie schnell sich fundamentale Marktbedingungen ändern können. Für Trader bedeutet dies eine Zeit erhöhter Volatilität und ständiger Wachsamkeit gegenüber geopolitischen Entwicklungen.

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