Volatilität am Kakaomarkt: Zwischen Wettereinflüssen und Nachfragesorgen


Guten Morgen, Trader. Vielleicht sitzt du gerade bei einer dampfenden Tasse Kakao oder lässt ein Stück Schokolade auf der Zunge zergehen? Hier ein paar Infos, wie es mit dem Preis des „himmlischen Rohstoffs“ weitergehen könnte.
Die Kakaopreise zeigen derzeit starke Schwankungen an den internationalen Märkten. Innerhalb weniger Tage kam es zu signifikanten Preisbewegungen beim July ICE NY Kakao (CCN25) und July ICE London Kakao #7 (CAN25). Betrachten wir die wichtigsten Einflussfaktoren und Marktbewegungen genauer.
Die Stundencharts des New Yorker Kakaofutures CCN25 (oben) und des Londoner Futures CAN25 (darunter)
Wetterbedingte Preisschwankungen
Die Kakaopreise fielen am Montag zunächst deutlich aufgrund von Meldungen über verbesserte Wetterbedingungen in Westafrika, die den Kakaoanbau in der Elfenbeinküste und Ghana – den beiden größten Kakaoproduzenten weltweit – begünstigen. Kakaobauern aus der Elfenbeinküste berichteten: "Kakaobäume blühen weiterhin, und aus den Cherelles entwickeln sich Schoten." Auch Bauern aus Ghana meldeten, dass die jüngsten Regenfälle die Bedingungen für ihre Pflanzen verbessert haben.
Bereits am folgenden Dienstag stiegen die Preise jedoch wieder deutlich an. Der July ICE NY Kakao schloss mit einem Plus von +407 (+4,78%), während der July ICE London Kakao #7 um +124 (+1,96%) zulegte. Als Hauptauslöser wird ein fallender Dollar-Index genannt, der zu Deckungskäufen bei Kakao-Futures führte.
Bestandssituation und Exportentwicklung
Die Erholung der aktuellen Kakaobestände wirkt preisdämpfend. Die von der ICE überwachten Kakaobestände in US-Häfen sind von einem 21-Jahres-Tief von 1.263.493 Säcken am 24. Januar auf ein 7-Monats-Hoch von 2.084.247 Säcken am Montag angestiegen.
Zudem belasten steigende Exporte aus Nigeria die Preise. Laut einem Bloomberg-Bericht stiegen die nigerianischen Kakaoexporte im März um +24% im Jahresvergleich auf 27.564 Tonnen. Nigeria ist der fünftgrößte Kakaoproduzent weltweit.
Bei der Elfenbeinküste zeigt sich dagegen eine Verlangsamung der Exportdynamik: Vom 1. Oktober bis zum 3. Mai verschifften Bauern 1,53 Millionen Tonnen Kakao zu den Häfen, was einem Anstieg von +11,7% im Jahresvergleich entspricht – deutlich unter dem im Dezember verzeichneten Zuwachs von +35%.
Weltkarte der Kakao-Produktion (Qu.: „Our World in Data“)
Qualitätsbedenken und Ernteaussichten
Qualitätsprobleme bei der aktuell geernteten Zwischenernte der Elfenbeinküste könnten die Preise kurzfristig stützen. Kakao-Verarbeiter beklagen die Qualität und haben bereits Ladungen mit Kakaobohnen abgelehnt. Nach ihren Angaben sind etwa 5% bis 6% des Kakaos der Zwischenernte in jeder Ladung von minderer Qualität, verglichen mit nur 1% während der Haupternte.
Bezüglich der Zwischenernte der Elfenbeinküste bestehen zudem Bedenken. Laut Rabobank haben spät einsetzende Regenfälle das Pflanzenwachstum eingeschränkt. Die durchschnittliche Schätzung für die diesjährige Zwischenernte der Elfenbeinküste liegt bei 400.000 Tonnen, was einem Rückgang von -9% gegenüber den 440.000 Tonnen des Vorjahres entspricht.
Aus Ghana, dem zweitgrößten Kakaoproduzenten weltweit, werden ebenfalls geringere Liefermengen gemeldet, was die Preise stützt. Cocobod, Ghanas Kakaoaufsichtsbehörde, senkte im Dezember ihre Prognose für die ghanaische Kakaoernte 2024/25 zum zweiten Mal in dieser Saison auf 617.500 Tonnen, ein Rückgang von -5% gegenüber der August-Schätzung von 650.000 Tonnen.
Nachfrageentwicklung und Marktausblick
Die Kakaopreise fielen vergangenen Mittwoch auf 2-Wochen-Tiefs aufgrund von Nachfragebedenken. Der Schokoladenhersteller Hershey Co. meldete einen Umsatzrückgang von -14% im ersten Quartal und rechnet mit Zollkosten von 15-20 Millionen Dollar im zweiten Quartal, was die Schokoladenpreise erhöhen und die Verbrauchernachfrage weiter belasten dürfte. Auch Mondelez International berichtete über schwächer als erwartete Umsätze im ersten Quartal und gab an, dass Verbraucher aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheit und hoher Schokoladenpreise weniger Snacks kaufen.
Trotz dieser Bedenken zeigt die jüngste Nachfrageentwicklung ein besseres Bild als erwartet: Die nordamerikanische Kakaoverarbeitung sank im ersten Quartal um -2,5% im Jahresvergleich auf 110.278 Tonnen, was besser ist als die erwarteten mindestens -5%. Die europäische Kakaoverarbeitung fiel um -3,7% auf 353.522 Tonnen, ebenfalls weniger als der erwartete Rückgang von -5%. Die asiatische Kakaoverarbeitung verzeichnete einen Rückgang von -3,4% auf 213.898 Tonnen, auch hier fiel der Rückgang geringer aus als die erwarteten mindestens -5%.
Ein weiterer belastender Faktor für den Kakaomarkt ist die Sorge, dass die Verbrauchernachfrage nach Kakao und Kakaoprodukten zurückgehen könnte, da der globale Handelskrieg eskaliert und Zölle die ohnehin hohen Kakaopreise weiter in die Höhe treiben. Am 10. April senkte Barry Callebaut AG, einer der weltweit größten Schokoladenhersteller, seine jährliche Umsatzprognose angesichts hoher Kakaopreise und Zollunsicherheit.
Die Internationale Kakao-Organisation (ICCO) prognostizierte am 28. Februar einen globalen Kakaoüberschuss von 142.000 Tonnen für 2024/25, den ersten Überschuss seit 4 Jahren. Die ICCO projektiert auch, dass die globale Kakaoproduktion 2024/25 um +7,8% im Jahresvergleich auf 4,84 Millionen Tonnen steigen wird.
Für die Saison 2023/24 meldete die ICCO ein globales Kakaodefizit von -441.000 Tonnen, das größte Defizit seit über 60 Jahren. Die Kakaoproduktion 2023/24 fiel um -13,1% auf 4,380 Millionen Tonnen. Das globale Verhältnis von Kakaobeständen zu Vermahlungen lag bei 27,0%, dem niedrigsten Stand seit 46 Jahren.
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