Gold bleibt stark trotz massiver Marktbereinigung


Nach der Ankündigung der schärfsten US-Handelsbarrieren seit über 100 Jahren erreichte der Goldpreis zunächst ein neues Rekordhoch von 3.167 USD pro Feinunze aufgrund erhöhter Inflationsrisiken. Die darauffolgende Volatilität löste jedoch eine Welle der Absicherung aus, die alle gehebelten Positionen traf – einschließlich Silber und Gold, das ironischerweise normalerweise als sicherer Hafen in Krisenzeiten gilt.
Mit steigender Volatilität waren Trader gezwungen, ihre Positionen zu reduzieren. In solchen Phasen liegt der Fokus primär auf Risikominimierung und ausreichender Liquidität für mögliche Margin-Calls bei verlustbringenden Positionen. Andere nutzten den Aufschwung zur sicheren Gewinnmitnahme.
Nach dieser extremen Marktbereinigung zeigt sich nun wieder erste Nachfrage für Gold und Silber. Während die Goldkorrektur mit 6,7% vom Hoch zum Tief geordnet und im Rahmen der Erwartungen verlief, erwies sich der 16,5-prozentige Absturz bei Silber innerhalb von drei Tagen als brutal.
Jni-Kontrakt COMEX Gold (GCM25,oben) mit Volume und Open Interest, darunter Mai-Kontrakt COMEX Silber, jeweils Daily Chart
Verursacht wurde dieser Einbruch durch eine Kombination aus Konjunktursorgen – etwa 50% der Silbernachfrage stammt aus industriellen Anwendungen – und dem Zusammenbruch der COMEX-Futures-Prämie aufgrund von Spekulationen, dass Silber wie Gold von Zöllen ausgenommen werden könnte.
In dieser dreitägigen Phase verlor Silber sämtliche Gewinne des ersten Quartals 2025, durchbrach den Aufwärtstrend seit Anfang letzten Jahres sowie den 200-Tage-Durchschnitt und fiel kurzzeitig unter die Tiefststände vom Dezember und Januar. Das Gold-Silber-Verhältnis schnellte auf über 100 Unzen Silber pro Unze Gold – ein Niveau, das zuletzt während des Pandemie-Spikes 2020 erreicht wurde.
Golds Rolle als sicherer Hafen erlitt vorübergehend einen Rückschlag, wobei die steigende Volatilität einen weiteren Entschuldungsschub auslöste, der jedoch bisher nicht das Ausmaß der anfänglichen Panik während der Pandemie 2020 erreicht hat. Damals brach Gold über einen Zeitraum von zehn Tagen um 13% ein, bevor es sich aufgrund von Inflationssorgen und Stimulusmaßnahmen wie Zinssenkungen durch Zentralbanken, quantitative Lockerung oder Konjunkturprogrammen kräftig erholte. Golds Korrektur vom neuen Rekord ist relativ moderat ausgefallen, wobei mehrere wichtige Unterstützungsniveaus noch nicht getestet wurden.
Die Kombination aus verschärften globalen Wirtschaftsspannungen, Stagflationsrisiko, schwächerem Dollar und fallenden US-Realrenditen bei steigenden Inflationserwartungen dürfte Gold und in gewissem Maße auch Silber weiterhin unterstützen.
Hinzu kommt ein Markt, der nun aggressiv auf weitere Fed-Zinssenkungen in diesem Jahr setzt – aktuell werden fast 100 Basispunkte Lockerung bis zum Jahresende eingepreist. Die jüngste Verlagerung von Gold aus aller Welt in US-Lagerhäuser, die von der COMEX-Futures-Börse überwacht werden, um Vorräte hinter eine potenzielle Zollmauer zu bringen, könnte sich teilweise umkehren. Edelmetalle wurden von den Zöllen ausgenommen, was kurzfristig auf die Preise drücken könnte.
Angesichts all dieser Entwicklungen kann man an der Prognose festhalten, dass Gold in diesem Jahr 3.300 USD erreichen wird. Aufgrund des potenziellen Rezessionsrisikos, das die industrielle Nachfrage nach Silber beeinträchtigt, und basierend auf einem Gold-Silber-Verhältnis von 88, sollte man das Silberziel jedoch absenken auf unter 40 USD.
Fünf Schlüsselfaktoren treiben Goldpreis trotz Marktschwankungen
Bei der Betrachtung der unterstützenden Faktoren für Gold - und aufgrund seiner Verbindung als Halbedelmetall auch für Silber - konzentrieren wir uns unter anderem auf folgende Aspekte:
① US-Leitzinserwartungen
Marktteilnehmer beobachten aufmerksam die Zinserwartungen der Federal Reserve, da diese die Attraktivität von Gold maßgeblich beeinflussen. Derzeit preist der Terminmarkt die Möglichkeit einer Zinssenkung um 75-100 Basispunkte vor Jahresende ein, was auf eine lockerere Geldpolitik hindeutet. Niedrigere Zinsen verringern die Opportunitätskosten für das Halten von Gold (das keine Zinsen abwirft) und stützen somit seinen Preis.
② Anlagennachfrage nach „Papiergold" durch Futures und börsengehandelte Fonds (ETFs)
Die Nachfrage nach goldgedeckten Finanzprodukten hängt von technischen Marktfaktoren wie der Preisdynamik sowie von makroökonomischen Indikatoren ab. Ein weiterer Schlüsselfaktor für ETF-Anleger sind die Haltekosten für nicht renditetragende Anlagen wie Gold, wobei die Aussicht auf niedrigere Finanzierungskosten die Nachfrage ankurbelt.
③ Steigende US-Inflationserwartungen
Anleger wenden sich häufig Gold als Absicherung gegen Inflation zu. Die kürzlich gefallenen Realrenditen (nominale Renditen minus Inflationserwartungen) entlang der US-Staatsanleihenkurve signalisieren wachsende Bedenken hinsichtlich künftiger Inflation. Mit steigenden Inflationserwartungen sinkt die reale Rendite festverzinslicher Anlagen, was die relative Attraktivität von Gold erhöht.
④ Zunehmende geopolitische Risiken
Globale Instabilität treibt Anleger tendenziell zu sicheren Häfen wie Gold. Eine jüngste Korrelation zwischen Verteidigungsaktien und Gold deutet darauf hin, dass Anleger bei steigenden geopolitischen Spannungen – wie Konflikten, Kriegen oder diplomatischen Belastungen – Sicherheit in Gold suchen, was seinen Preis stützt.
⑤ Nachfrage der Zentralbanken bei anhaltendem Fokus auf Reduzierung der USD-Abhängigkeit
Eine wachsende Zahl von Zentralbanken diversifiziert ihre Reserven weg vom US-Dollar, oft zugunsten von Gold als neutralem Reservewert. Insbesondere China, Indien, die Türkei und Russland haben diesen Trend angeführt. Laut offiziellen Daten erhöhte die People's Bank of China (PBoC) im März zum fünften Monat in Folge ihre Goldreserven, was die anhaltende institutionelle Nachfrage unterstreicht.
Neugierig, mehr zu erfahren?
Hole dir das Buch von Max Schulz und lade es dir noch heute kostenlos herunter!
Diesen Artikel teilen:
Hinterlasse einen Kommentar
Bitte einloggen oder registrieren
Um einen Kommentar auf der Website zu hinterlassen, logge dich bitte ein oder registriere dich. Falls du auf ein Problem stößt, lass es uns wissen, indem du eine Nachricht an info@insider-week.com sendest.
Hier gibt es noch keine Kommentare
Sei der Erste, der kommentiert