Gold-ETFs als Preistreiber: Wie Fondszuflüsse den Edelmetallmarkt bewegen


Gold-ETFs haben den traditionellen Goldmarkt grundlegend transformiert und sich zu einem entscheidenden Faktor für die Preisbildung des Edelmetalls entwickelt. Diese börsennotierten Fonds bieten Anlegern die Möglichkeit, ohne physischen Besitz an der Goldpreisentwicklung zu partizipieren, was sowohl private als auch institutionelle Investoren in erheblichem Maße anzieht.
Der Mechanismus ist dabei denkbar einfach: Wenn Anleger Gold-ETF-Anteile erwerben, müssen die Fondsanbieter entsprechend physisches Gold am Markt kaufen, um ihre Bestände zu decken. Diese direkte Verbindung zwischen ETF-Zuflüssen und physischen Goldkäufen führt zu einem unmittelbaren Einfluss auf die Goldnachfrage und damit auf den Preis.
Vor der Etablierung von Gold-ETFs war der Zugang zu Goldinvestments für viele Anleger kompliziert und mit hohen Transaktionskosten verbunden. Die ETFs haben diese Barrieren beseitigt und den Markt für eine breitere Investorenbasis geöffnet.
Besonders in unsicheren Zeiten - während Finanzkrisen, Inflationsphasen oder geopolitischen Spannungen - verstärkt sich der Zufluss in Gold-ETFs erheblich. Diese erhöhte Liquidität und verstärkte Nachfrage treibt den Goldpreis tendenziell nach oben und macht ETF-Flows zu einem wichtigen Indikator für die Marktentwicklung. Regionale Unterschiede in den ETF-Zuflüssen, wie sie derzeit in Asien zu beobachten sind, können dabei wichtige Hinweise auf sich verändernde Investmentpräferenzen und makroökonomische Trends geben.
Asiens Goldhunger treibt ETF-Zuflüsse auf Rekordniveau
Die Edelmetallmärkte zeigen derzeit ein faszinierendes Bild unterschiedlicher regionaler Dynamiken und Marktentwicklungen, die sowohl bei institutionellen als auch bei privaten Anlegern für erhebliche Aufmerksamkeit sorgen.
Monatliche Zuflüsse in Gold-ETFS (linke Skala) und der Goldpreis (rechte Skala); Quelle: ‚In Gold We Trust - Report‘, Incrementum AG, Liechtenstein; https://ingoldwetrust.report
Asiatische ETF-Zuflüsse erreichen Zwei-Jahrzehnte-Höchststand
In den Monaten vor April 2025 verzeichneten Gold-ETFs aus Asien einen bemerkenswerten Zuflussanstieg, der eine der stärksten Kaufphasen der Region in den vergangenen zwei Jahrzehnten markiert. Während alle anderen Regionen ebenfalls mehr Zu- als Abflüsse aufwiesen, entwickelten sich Asiens Nettozuflüsse besonders prominent und deuten auf eine steigende Nachfrage oder strategische Akkumulation in der Region hin.
Diese Entwicklung fiel zeitlich mit einem scharfen Goldpreisanstieg zusammen, der im April die beeindruckende Marke von 3.500 USD je Unze erreichte und Asiens wachsenden Einfluss auf globale Goldinvestment-Trends unterstreicht.
COMEX-Silberlieferungen erleben Renaissance
Im Jahr 2025 erlebten auch die COMEX-Silberlieferungen eine signifikante Wiederbelebung. Der Mai markierte das dritthöchste monatliche Liefervolumen aller Zeiten, direkt nach dem zweithöchsten Wert im März. Dieser deutliche Anstieg spiegelt eine erhöhte physische Nachfrage oder stärkere Lieferabsichten im Futures-Markt wider.
Bemerkenswert ist, dass der 12-Monats-Durchschnitt nun seinen vorherigen Höchststand aus dem frühen Jahr 2021 übertroffen hat - eine Periode, die von enormem Anlegerinteresse geprägt war und mit dem Höhepunkt der damaligen Silber-Rally zusammenfiel.
Dieser Trend deutet auf eine strukturelle Stärkung der Silbermarkt-Dynamik hin, möglicherweise getrieben von steigender Industrienachfrage, Anleger-Repositionierung oder geopolitischen Faktoren, die eine stärkere Präferenz für physische Abwicklung gegenüber dem Rollen von Kontrakten fördern.
COMEX Gold- und Silberlieferungen 2007-2025 in Millionen Tonnen Feinunzen; Quelle: ‚In Gold We Trust - Report‘, Incrementum AG, Liechtenstein; https://ingoldwetrust.report
Institutionelle Positionierung zeigt vorsichtige Haltung
Der aktuelle COT Report Gold kann Aufschluss darüber geben, wie die bestimmenden Marktakteure die Lage beurteilen:
Die institutionelle Positionierung in Gold-Futures und -Optionen zum 30. Mai 2025 offenbart eine bemerkenswert vorsichtige Haltung bei nicht-kommerziellen Händlern.
Ihre aktuelle Netto-Long-Positionen liegen nahe ihren niedrigsten Niveaus aller Zeiten und spiegeln eine signifikante bärische Stimmung unter Spekulanten wider. Im Gegensatz dazu zeigt die Silber-Positionierung einen neutraleren bis leicht bullischen Ton, was darauf hinweist, dass Händler bei Silber relativ optimistischer eingestellt sind.
Die Commercials, die Gold-Futures zur Absicherung nutzen und traditionell Netto-Short positioniert sind, wiesen in den vergangenen Wochen ein extrem geringe Netto-Short-Positionierungauf. Mittlerweile beginnen sie, die Shorts wieder auszubauen, was zeigt, dass die Commercials aktuell vorsichtig agieren. Sie erwarten keine klare Trendwende, sondern eher eine Seitwärtsbewegung oder leichte Korrektur.
Wie hängen Gold-ETFs, Goldpreis und Gold-Futures zusammen?
Aspekt | Gold-ETFs | Goldpreis | Gold-Futures |
---|---|---|---|
Basis | zumeist physisches Gold (oder Zertifikate) | Kassapreis (Spot) | Standardisierte Terminkontrakte |
Einfluss auf Preis | Nachfrage nach ETF → Kauf von physischem Gold → Preisanstieg | Wird durch Angebot und Nachfrage am physischen und Terminmarkt bestimmt | Preisfindung an Terminbörsen beeinflusst Spotpreis |
Handelsziel | Langfristige Anlage, Werterhalt | Wertmaßstab für alle Goldprodukte | Kurzfristige Spekulation, Hedging |
Hebelwirkung | Keine | — | Ja, durch Margin und Leverage |
Liquidität | Hoch, börsentäglich handelbar | — | Hoch, aber mit Verfallsterminen |
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