Energiemärkte: Erdgas steigt sprunghaft, Öl verzeichnet leichten Rückgang

Flüssiggas (LNG)-Frachtschiff; Bild: Ken Hodge | Wikimedia | CC BY 2.0

Der Erdgasmarkt und Rohölmarkt entwickelten sich am Dienstag in unterschiedliche Richtungen. Während Erdgaspreise deutlich anzogen, verzeichnete Öl leichte Verluste. Ein Überblick über die aktuellen Entwicklungen an den Energiemärkten.

 

Links: Natural Gas, Juni-Kontrakt NGM25, 30-Minuten, gestern und heute; rechts: WTI-Rohöl, Juni (CLM25), Stundenchart, 5 Handelstage
 

Erdgaspreise steigen durch Hitzeprognosen stark an

Der Juni-Kontrakt für Erdgas (NGM25) schloss am Dienstag mit einem deutlichen Plus von 0,314 (+10,09%). Bis Mittwoch morgen erhöhte sich dieser Anstieg auf 11%. bis eine erste Konsolidation eintrat.

Die Preise stiegen auf Basis von Wetterprognosen, die warme Temperaturen in den USA vorhersagen – ein Faktor, der die Nachfrage nach Erdgas zur Stromerzeugung für Klimaanlagen erhöht. Laut Traditional Energy werden im Westen der USA Ende Mai bis Anfang Juni höhere Temperaturen erwartet. Zusätzlichen Auftrieb erhielten die Notierungen durch den Anstieg der europäischen Erdgaspreise auf ein 6-Wochen-Hoch.

Am Montag waren die Erdgaspreise noch auf ein 3-Wochen-Tief gefallen, da kühle Frühlingstemperaturen in den USA Bestandsaufbauten begünstigten und die Preise belasteten. Die Erdgasvorräte lagen laut EIA zum 9. Mai 2,6% über dem saisonalen 5-Jahres-Durchschnitt, was auf ausreichende Versorgung hindeutet.

Die Trockengas-Produktion in den unteren 48 US-Bundesstaaten betrug am Dienstag 106,1 Milliarden Kubikfuß pro Tag (+5,1% im Jahresvergleich), während die Nachfrage bei 67,5 Milliarden Kubikfuß pro Tag lag (-2,0% im Jahresvergleich), wie BNEF berichtet. Die Netto-Gasflüsse zu US-LNG-Exportterminals beliefen sich auf 15,0 Milliarden Kubikfuß pro Tag (-0,2% zur Vorwoche).

Belastend für die Erdgasnachfrage wirkt der Rückgang der US-Stromerzeugung. Laut Edison Electric Institute sank die gesamte US-Stromerzeugung (untere 48 Staaten) in der Woche zum 10. Mai um 2,8% im Jahresvergleich auf 72.735 GWh, wobei die Stromerzeugung im 52-Wochen-Zeitraum bis zum 10. Mai um 3,6% auf 4.251.600 GWh anstieg.

Der wöchentliche EIA-Bericht vom Donnerstag zeigte einen Anstieg der Erdgasvorräte für die Woche zum 9. Mai um 110 Milliarden Kubikfuß, was den Erwartungen entsprach, aber deutlich über dem 5-Jahres-Durchschnitt von 83 Milliarden Kubikfuß lag. Zum 9. Mai lagen die Erdgasvorräte 14,6% unter dem Vorjahresniveau und 2,6% über dem 5-Jahres-Durchschnitt. In Europa waren die Gasspeicher am 18. Mai zu 45% gefüllt, verglichen mit dem 5-Jahres-Durchschnitt von 55% für diese Jahreszeit.

Risikoaversion an den Märkten belastet Rohölpreise

Der Juni-Kontrakt für WTI-Rohöl (CLM25) schloss am Dienstag mit einem Minus von 0,13 USD (-0,21%), während der Juni-Kontrakt für RBOB-Benzin (RBM25) um 0,0133 USD (+0,62%) stieg. Die Rohölpreise verzeichneten moderate Verluste, da die Schwäche an den Aktienmärkten eine risikoaverse Stimmung auslöste und das Vertrauen in die wirtschaftlichen Aussichten und die Energienachfrage dämpfte. Die Verluste beim Rohöl wurden durch den auf ein 1,5-Wochen-Tief gefallenen Dollar-Index begrenzt.

Unterstützung für die Ölpreise kommt von Zweifeln an einem Atomabkommen zwischen dem Iran und den USA. Der iranische Oberste Führer Ali Khamenei äußerte sich am Dienstag skeptisch über den Erfolg von Verhandlungen mit den USA und forderte die Trump-Regierung auf, "keinen Unsinn zu reden". Präsident Trump hatte kürzlich erklärt, der Iran werde "etwas Schlimmes" erleben, wenn er nicht schnell einen US-Vorschlag zu seinem Atomprogramm annehme.

Rohöl findet auch Unterstützung durch die Aussicht auf ein geringeres globales Ölangebot, nachdem das US-Außenministerium kürzlich Sanktionen gegen ein internationales Netzwerk verhängt hatte, das den Transport von Millionen Barrel iranischen Öls nach China erleichterte. Die sanktionierte angebliche iranische Frontfirma Sepehr Energy Jahan Nama Pars soll Einnahmen aus Rohölverkäufen zur Finanzierung der Entwicklung von Waffen verwendet haben.

Die Aussichten für eine verbesserte US-Benzinnachfrage stützen die Rohölpreise. Die American Automobile Association prognostiziert, dass 39,4 Millionen Amerikaner am Memorial-Day-Wochenende mit dem Auto reisen werden, ein Anstieg von 3,1% gegenüber dem Vorjahr, da die US-Benzinkosten 50 Cent pro Gallone niedriger sind als im Vorjahr.

Belastend wirken hingegen Bedenken hinsichtlich eines globalen Ölüberschusses, nachdem die OPEC+ am 3. Mai beschlossen hatte, ihre Rohölproduktion im Juni um 411.000 Barrel pro Tag zu erhöhen. Saudi-Arabien signalisierte, dass weitere ähnliche Produktionssteigerungen folgen könnten – eine Strategie, die als Maßnahme zur Senkung der Ölpreise und Bestrafung überproduzierende OPEC+-Mitglieder wie Kasachstan und Irak gesehen wird. Die OPEC+ erhöht die Produktion, um die zweijährige Produktionskürzung schrittweise rückgängig zu machen und insgesamt 2,2 Millionen Barrel pro Tag an Produktion wiederherzustellen. Die Produktionskürzung, die ursprünglich zwischen Januar und Ende 2025 vollständig zurückgenommen werden sollte, wird nun erst bis September 2026 vollständig aufgehoben. Die OPEC-Rohölproduktion sank im April um 200.000 Barrel pro Tag auf 27,24 Millionen Barrel pro Tag.

Ein Anstieg des weltweit auf Tankern gelagerten Rohöls belastet die Ölpreise zusätzlich. Vortexa berichtete am Montag, dass das auf Tankern gelagerte Rohöl, die mindestens sieben Tage stilllagen, in der Woche zum 16. Mai um 3,1% auf 90,97 Millionen Barrel anstieg.

Unterstützend für die Rohölpreise wirken die am 10. Januar verhängten neuen US-Sanktionen gegen die russische Ölindustrie, die das globale Ölangebot einschränken könnten. Die russischen Ölproduktexporte stiegen im März laut von Bloomberg zusammengestellten Daten des Analyseunternehmens Vortexa auf ein 5-Monats-Hoch von 3,45 Millionen Barrel pro Tag. Wöchentliche Daten zur Schiffsverfolgung von Bloomberg zeigten, dass die russischen Rohölexporte in der Woche bis zum 18. Mai um 90.000 Barrel pro Tag auf 3,4 Millionen Barrel pro Tag zurückgingen.

Der EIA-Bericht vom vergangenen Mittwoch zeigte, dass zum 9. Mai sowohl die US-Rohölvorräte als auch die Benzinvorräte und die Destillatvorräte deutlich unter dem 5-Jahres-Durchschnitt - zum Teil am unteren Ende der 5-Jahres-Range - lagen. Für den aktuellen EIA-Bericht am Mittwoch wird ein weiterer Rückgang der US-Rohölvorräte um 1,175 Millionen Barrel sowie ein Rückgang der Benzinvorräte um 950.000 Barrel erwartet.

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