Grains: Treibt die Dürre die Getreidepreise vor sich her?

Als Einwohner Deutschlands wirst du es kaum glauben. Wer Ostern mit “Ostereiersuchen im Schnee” verbringt oder den Pfingstausflug mit Regenschirm und GoreTex ® – Jacke antritt, kann vielleicht nur noch schmunzeln, wenn ihm gesagt wird, dass der Planet sich immer mehr erwärmt und Dürrekatastrophen ins Haus stehen.

Allerdings wird auch der deutsche oder mitteleuropäische Zeitgenosse die Augen nicht vor der Tatsache verschließen können: mit dem Wetter stimmt was nicht!

In diesem Video soll es aber nicht um die Klimadiskussion als solche gehen. Das heben wir uns für Talkshows im TV und Diskussionen in den sozialen Netzen auf.

Vielmehr möchte ich einige aktuelle Wetterdaten aufzeigen und darüber nachdenken, wie die derzeitige klimatische Situation sich auf die Agrar-Rohstoffe und damit auf die Preise und Kurse der Futures auswirken können.

Ich werde mich dabei auf drei Grains beschränken — Weizen, Corn (Mais) und Soybeans (Soja).

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Die Daten im Video und im Begleitartikel beziehen sich ausschließlich auf den US-Amerikanischen Agrarmarkt. Zum einen deshalb, weil die USA in allen diesen Rohstoffen relativ führend in der Produktion ist, zum anderen, weil die zur Verfügung stehenden Daten für den US-Agrarsektor sehr aktuell und umfangreich sind.

Das Erzeugerland USA

Unter den Erzeugerländer der drei Rohstoffe nimmt die USA den Ersten, Zweiten und Vierten Platz ein:

Abb. 1: Die größten Getreideproduzenten

Abb. 1: Die größten Getreideproduzenten

Bei der Sojaproduktion wird sie von Brasilien, im Weizenanbau von der VR China, Indien und Russland übertroffen.

Wo werden die Agrargüter angebaut?

Die folgenden Karten zeigen die Anbaugebiete bis auf District – Ebene. Die Farben deuten auf die Erträge hin: je dunkler das Feld, desto höher der Ertrag. Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2019.

Für Sojabohnen und Mais bildet der “Mittlere Westen” und das Gebiet der “High Plains” sowie das Mississippi-Tiefland die Hauptanbaugebiete:

Abb. 2: Sojabohnen Anbaugebiete 2019

Abb. 2: Sojabohnen Anbaugebiete 2019

Die Gewichtseinheit Bushels entspricht dem altdeutschen „Scheffel“. Bei Corn entspricht ein Bushel 56 amerikanischen Pounds ( Abk.: lbs.), das sind etwa 25,4kg, bei Weizen und Sojabohnen 60 US-Pounds entspr. 27.2kg.

Abb. 3: Corn Anbaugebiete 2019

Abb. 3: Corn Anbaugebiete 2019

Beim Weizen unterscheidet man zwischen Winterweizen und Spring Wheat – im deutschen Sprachgebrauch als “Sommerweizen” bezeichnet.

Abb. 4: Weizen Anbaugebiete Winterwheat (grün), Spring Wheat (rot) USA

Abb. 4: Weizen Anbaugebiete Winterwheat (grün), Spring Wheat (rot) USA

Winterweizen (Hard Red Winter – HRW) wird in den “Plains ” sowie im Nordwesten der USA angebaut (grüne Flächen, der sog. Wheat-Belt), Spring Wheat im Norden und Nordwesten, hauptsächlich in den Staaten North Dakota, Montana und Washington. In Montana und Washington werden teilweise beide Sorten angebaut (gelbe Flächen).

Schauen wir uns als nächstes das Klima in den Vereinigten Staaten an.

Ein Blick auf das Klima

Weizen liebt trockene und warme Sommer, stellt aber höhere Ansprüche an die Bodenqualität und das Klima als andere Getreidearten. Mais benötigt weniger Wasser in der Wachstumsphase, Soja benötigt das meiste Wasser der drei Getreidesorten. Wie sieht es aber jetzt mit der Wasserversorgung in den USA aus?

Die Karte zeigt die aktuelle Lage bezüglich Trockenheit und Dürregebiete in den USA (die Farben: Ungewöhnlich Trocken, Gemäßigte/ Schwere/ Extreme/ Außergewöhnliche Dürre – von Gelb bis Braun):

Abb. 5: Dürreregionen in den USA – Stand 01.06.2021

Abb. 5: Dürreregionen in den USA – Stand 01.06.2021

Besonders der Westen leidet seit längerem unter einer zum Teil extremen Dürre. Aber auch im Osten und Nordosten breiten sich Trockengebiete aus. Dass dies kein jahreszeitlich bedingter “Normalzustand” ist, zeigt die folgende Karte:

Topsoil Moisture

Abb. 6: „Topsoil Moisture“ aktuell im Vergleich mit dem 5-Jahres-Mittel Source: Climate Prediction Center der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration)

Abb. 6: „Topsoil Moisture“ aktuell im Vergleich mit dem 5-Jahres-Mittel
Source: Climate Prediction Center der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration)

Der Wert des “Topsoil Moisture” ist ein Indikator der Feuchte der oberen Bodenschicht (ca. 6 inches, entspr. etwa 15cm) in einem bestimmten Gebiet. In die Bestimmung dieses Wertes fließen neben Messungen und subjektiven Einschätzungen der Landwirte auch Werte über Regenfälle oder auch Schneebedeckung sowie weitere Feuchtewerte ein. Daraus wird eine Kennzahl bestimmt. Je höher diese Zahl ist, desto trockener ist es.

In der Karte werden die aktuellen Werte der letzten Maiwoche 2021 einem 5-Jahres-Durchschnitt gegenübergestellt. Gelbe Gebiete sind aktuell trockener als der statistische Durchschnitt, blaue feuchter.

Interessant wäre es jetzt, die Dürregebiets- Karte mit den Karten der Anbaugebiete zu überlagern.

Fangen wir an:

Dürreregionen und Anbaugebiete in der Zusammenschau

1 Die Sojabohne

Abb. 7: Sojabohnenanbau in Dürregebieten

Abb. 7: Sojabohnenanbau in Dürregebieten

Sojabohnen werden im wesentlichen im Mittleren Westen und entlang des Mississippi angebaut. In diesen Gebieten herrschen im nördlichen Bereich Trockenheit bis moderate Dürre. Auch die Anbaugebiete an der Ostküste leiden unter diesem Phänomen. Der Einfluss auf die Ernte dürfte hier dennoch geringer sein. Aber die Anbaugebiete im Norden der High Plains leiden unter einer außergewöhnlichen Dürre.

2 Corn

Ein weitgehend ähnliches Bild ergibt sich beim Mais. Auch hier ist es im Norden extrem bis außergewöhnlich trocken.

Abb. 8: Maisanbau in Dürregebieten

Abb. 8: Maisanbau in Dürregebieten

3 Weizen

Anders schaut es jedoch beim Weizen aus:

Abb. 9: Weizenanbau in Dürregebieten

Abb. 9: Weizenanbau in Dürregebieten

Hier sind die südlichen Gebiete der “High Plains” – Region zwar nicht von der Dürre bedroht, jedoch die ertragreichen Gebiete im Norden sowie der äußere Nordwesten leiden unter der schweren bis außergewöhnlichen Dürre. In diesen klimatisch problematischen Bereich fällt auch das gesamte Anbaugebiet des Sommerweizens.

Welchen Einfluss haben diese Klimabedingungen auf die Ernte?

Das US Departement of Agriculture USDA geht bei der gesamten Weizenproduktion von einem Ertrag von 1.872 Millionen Scheffel aus. Das würde einem Anstieg von 3 Prozent gegenüber dem letzten Jahr entsprechen. Der Grund hierfür wird jedoch mit einer gestiegenen Anbaufläche und höheren Erträgen pro Acre genannt. Der Weizenertrag wird auf 50,0 Scheffel pro Acre prognostiziert, ein Plus von 0,3 Scheffel.

Dem Ertragswachstum steht allerdings laut aktuellem WASDE – Bericht eine um 6% höhere Nachfrage gegenüber. Das führt zu einer Reduktion der Lagerbestände um geschätzte 3%.

Die Prognosen für 2021/22 für US-Sojabohnen gehen von einem geringeren Angebot und geringeren Exporten aus. Allerdings erwartet man eine höhere Verarbeitungsrate und dadurch höhere Endbestände im Vergleich zu 2020/21. Auch hier wurden die Anbauflächen vergrößert.

Bei niedrigeren Anfangsbeständen wird ein Rückgang der Sojabohnenvorräte um 3 Prozent gegenüber 2020/21 erwartet. Die Gesamtproduktion von Ölsaaten in den USA wird für 2021/22 auf 130,3 Millionen Tonnen prognostiziert, 7,9 Millionen mehr als 2020/21.

Die Maisernte wird auf 15,0 Mrd. Scheffel geschätzt. Sie liegt damit höher als im Vorjahr, vor allem auch in diesem Sektor durch eine Vergrößerung der Anbauflächen.

Zusammenfassung

Die Landwirtschaft der USA sieht sich einer Verschlechterung der klimatischen Randbedingungen gegenüber. Eine zunehmende Trockenheit und eine Ausbreitung der Dürregebiete machen vor allem den Farmern im Norden und Nordwesten des Landes zu schaffen. Bereits jetzt sind rund 30% der Fläche der USA von schwerer (D2) bis außergewöhnlicher (D4) Dürre betroffen.

Abb. 10: Dürregebiete der USA in Prozent der Landfläche

Abb. 10: Dürregebiete der USA in Prozent der Landfläche

Durch Ausweitung der Anbauflächen und Erhöhung der Erträge pro Fläche kann die ebenfalls gestiegene Nachfrage noch befriedigt werden, jedoch zum Teil bei einer Reduktion der Lagerbestände.

In jedem Fall ist ein Preisanstieg zu erwarten. So geht das USDA in seinem “Agricultural Outlook” bei allen drei Rohstoffen von gestiegenen Preisen aus:

Abb. 11: Entwicklung der Farmpreise (USDA Agricultural Outlook Forum)

Abb. 11: Entwicklung der Farmpreise (USDA Agricultural Outlook Forum)

Am deutlichsten fällt der Anstieg hier bei den Sojabohnen aus, ein Umstand, der sich auch in den jüngsten Kursen am Futuresmarkt deutlich zeigte, Hier konnte vor allem Soybean Oil eine beispiellose Rally vorweisen, während andere Grains im Mai einen Rücksetzer verkraften mussten und nun aus der Korrektur kommen.

Abb. 12: Juli21-Kontrakt Soybean Oil (ZLN21)

Abb. 12: Juli21-Kontrakt Soybean Oil (ZLN21)

Wir konnten im “Bohnenöl” bereits in der letzten Kalenderwoche einen Gewinn verbuchen und haben uns diese Woche zu einem Reentry entschlossen. Wir werden diesen Trend noch ausnutzen, jedoch auch die Entwicklung in den anderen Grains-Märkten beobachten.

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Quellen

Anbaugebiete: https://www.nass.usda.gov/Charts_and_Maps/Crops_County/index.php

US Drought Monitor: https://droughtmonitor.unl.edu

„Top Soil Moisture“: Climate Prediction Center der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration): https://www.cpc.ncep.noaa.gov/products/monitoring_and_data/topsoil.php

USDA Agricultural Outlook Forum, Grains and Oilseeds Outlook, February 19, 2021 — https://www.usda.gov/sites/default/files/documents/grains-oilseeds-outlook.pdf

WASDE Mai 2021 https://www.usda.gov/oce/commodity/wasde/wasde0521.pdf

Pictures https://pixabay.com

Anbaugebiete mit Dürre-Overlays: eigene Bearbeitung.

Aufbereitung und Überarbeitung aller Karten mit GIMP – The Open Source Gnu Image Manipulation Programm

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